ezzy » Befinden wir uns in einem Rohstoff Superzyklus?
Rohstoffe wie Kupfer, Öl, Gold oder Lithium sind mehr als nur Handelsgüter – sie sind das Fundament moderner Volkswirtschaften. In den letzten Jahren wurden sie nicht nur als Inflationsschutz, sondern auch als potenzieller Treiber eines sogenannten Rohstoff Superzyklus gehandelt. Doch was genau steckt hinter diesem Begriff? Und befinden wir uns aktuell wirklich in einem dieser seltenen, langfristigen Aufwärtstrends bei Rohstoffen – oder ist das nur ein kurzfristiger Hype?
In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Fakten, Entwicklungen und Argumente. Wir unterstützen dich dabei, deine Handels- und Investmententscheidungen auf ein solides Fundament zu stellen.
Die in den vergangenen Jahren herrschende Inflation hat in allen möglichen Segmenten unserer Wirtschaft zu mehr oder minder starken Preisanstiegen geführt. Dabei sind die Rohstoffpreise besonders stark nach oben geschossen. Verbraucher bekamen dies nicht nur durch direkte Faktoren, wie z. B. die erhöhten Heizkosten aufgrund steigender Ölpreise, zu spüren, sondern auch durch andere indirekte Faktoren wie die gestiegenen Kosten beim Bau eines Hauses, die dem rapiden Anstieg des Bauholzpreises geschuldet sind.
Um zu verstehen, wie die Inflation mit den Rohstoffpreisen zusammenhängt, müssen wir uns die gesamtwirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre ansehen. Betrachtet man die Entwicklung der Energiepreise zu der Gesamtinflation im deutschen Wirtschaftsraum, lassen sich leicht schnelle Schlüsse ziehen: Im Jahr 2023 lag die allgemeine Teuerungsrate in Deutschland bei 5,9%, was einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr darstellt, als die Rate noch bei 6,9% lag.
Besonders mit Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 hat man viele Hilfspakete in Deutschland auf den Markt gebracht, die die allgemeine Nachfrage nach Gütern bei gleichbleibendem Angebot erhöhten. Darüber hinaus beeinflussten die Unruhen im Osten vor allem das in Deutschland sowie in anderen Teilen der Welt verfügbare Öl- und Gasangebot. Die Verknappung eines Rohstoffangebots eines der größten Produzenten von besagtem Rohstoff führt in jedem Szenario zu deutlich erhöhten Rohstoffpreisen.
Neben dem Öl- und Erdgaspreis stiegen auch andere Rohstoffpreise seit 2020 stark an. Beispielsweise verzeichnete der World Food Price Index, der die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln global widerspiegelt, seit dem Jahr 2020 ein Wachstum von mehr als 50%. Innerhalb von Rohstoffpreisprognosen werden Preise für knappe Faktoren der Nahrungsmittelproduktion, wie z. B. Hafer, Kakao oder Zucker stets als Rohstoff an sich mit betrachtet und gewertet.
Der Preisanstieg bei Nahrungsmittel-Rohstoffen lässt sich auf verschiedene Ursachen zurückführen. Dazu gehören z. B. die erhöhten Ernte- sowie Transportkosten bei der Nahrungsmittelproduktion aufgrund von steigenden Energiepreisen. Unabhängig davon führt jegliche Kausalität jedoch immer zu einer Verknappung der natürlichen Lebensmittelressourcen und zu einem steigenden Endverbraucherpreis.
Auch die Rohstoffpreise für Erdmetalle, wie z. B. Kupfer oder Palladium, erhöhten sich merklich. Der Grund dafür ist unter anderem die deutlich erhöhte Nachfrage der Industrie nach jenen Metallen. Denn man verwendet sie häufig in Hightech-Technologielösungen verwendet. Die größten Nachfragetreiber auf diesem Segment sind die immer fortlaufende Globalisierung, die Entwicklung von Schwellenländern (wie z. B. die Entwicklung Chinas der letzten 20 Jahre) und der Trend zur grünen Energiewende.
Die Rohstoffpreise werden demnach auf mehreren Gebieten stark von einem Nachfrageüberschuss sowie einer Angebotsknappheit aufgrund von diversen Faktoren in die Höhe getrieben. Diese Wertentwicklung ist jedoch nicht ungewöhnlich und gleicht sich zyklisch bei den meisten Güterklassen wieder aus. Infolgedessen wechseln Nachfrage- und Angebotsüberschüsse einander periodisch ab und die Preise schwanken zyklisch.
Warum aber verweisen Analysten dann bei zyklischen Rohstoffpreisentwicklungen auf sogenannte „Superzyklen“?
Preisbewegungen von Gütern folgen normalerweise klassischen Wellenbewegungen (siehe Abb. 1). Steigt die Nachfrage nach einem Gut, so erhöht die Industrie ihr Angebot durch Investitionen sukzessiv. Dies geschieht so lange, bis die Nachfrage durch das Angebot gedeckt ist. Das Resultat ist ein schleichender Preisanstieg, der auf einem Preismaximum gipfelt, an dem die Angebotsmenge die Nachfrage übersteigt.
Anschließend sinken die Investitionen der Anbieter und schlussendlich auch das Angebot. Das wiederum zieht einen Rückgang des Preises nach sich. Der Preis sinkt also so lange, bis die Nachfrage das Angebot erneut übersteigt und der Zyklus von Neuem beginnt.
Analysten sprechen von einem Superzyklus, wenn der Investitionsprozess zur Erschließung neuer Angebotsmengen zeitintensiv und mit mehr Risiken verbunden ist als bei anderen Gütern. Diese beschwerlichen Angebotsauffrischungen sind bei vielen verschiedenen Rohstoffgütern zu beobachten.
Um z. B. neue Ölreserven zu fördern und das Weltangebot an Rohöl zu erhöhen, muss man neue Ölfelder bzw. neue Bohranlagen erschließen. Diese Erschließungen können Jahre oder Jahrzehnte dauern. Dementsprechend ist zu erwarten, dass die Nachfrage über einen weitaus größeren Zeitraum nicht durch neues Angebot gedeckt wird. Daraus folgt schließlich, dass die Preise ebenfalls über einen längeren Zeitraum Stück für Stück nach oben gedrückt werden.
Von einem Superzyklus wird demnach gesprochen, wenn das Angebot die Nachfrage auf längere Zeit nicht decken kann. Historisch gab es bereits seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts vier Rohstoff Superzyklen. Der erste Superzyklus reichte von 1899 bis 1932, der zweite von 1933 bis 1961, der dritte von 1962 bis einschließlich 1995 und der letzte und aktuelle von 1996 bis in die Gegenwart.
Die Ereignisse am Rohstoffmarkt lassen somit auf einen erneuten Eintritt in einen Rohstoff Superzyklus schließen. Inflationäre Tendenzen und die damit verbundene Preissteigerung in den Rohstoffsegmenten, die durch politische Spannungen hervorgerufene Verknappung von Rohstoffangeboten, die kommende Energiewende sowie das erneute postpandemische Wirtschaftswachstum der nächsten Jahre deuten stark auf einen erneut ansetzenden Superzyklus bei Rohstoffen hin.
Die jüngsten Entwicklungen rund um Kupfer und Gold verdeutlichen: Rohstoffe sind gekommen, um zu bleiben – und könnten in einem diversifizierten Portfolio auch künftig eine wichtige Rolle spielen. Ob wir uns tatsächlich in einem neuen Superzyklus befinden, wird sich erst rückblickend zeigen. Aber: Für langfristige Investoren mit Blick auf Energiewende, Infrastruktur und Inflationsabsicherung bleibt das Thema hochrelevant.
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