ezzy » Interview mit Finanznomade: So nutzt er den Optionshandel
Heute haben wir das Vergnügen, mit dem Betreiber der Webseite DerFinanznomade.de zu sprechen. Diese Website hat sich als eine wertvolle Ressource für Menschen erwiesen, die ihre finanzielle Situation verbessern möchten.
Der Betreiber, Manuel Streifeneder, hat umfangreiche Erfahrung in den Bereichen Finanzen, Investitionen und finanzielle Freiheit und teilt sein Wissen mit einer breiten Leserschaft. Auf seinem Blog geht er auch immer wieder auf den Optionshandel ein, worüber wir mehr von ihm erfahren möchten.
ezzy: Seit wann betreibst du aktiv Optionshandel? Wie hast du dazu gefunden? Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, Optionshändler zu werden?
DerFinanznomade: Anfang 2016 habe ich meine erste Option verkauft. Betreibe den Optionshandel also nun schon 7 Jahre. Ich war damals auf Dienstreise in Südkorea und hatte am Wochenende sehr viel Zeit, die ich mit Internet-Surfen verbracht habe. Dabei bin ich auf einen Finanzblog gestoßen. Dieser hat für mich schlüssig dargelegt, dass man pro 1.000 an der Börse investierte Euro ca. mit 2,5 – 4,0 € Netto pro Monat an Ausschüttung rechnen kann.
Ich habe dann meine monatlichen Ausgaben in zu investierendes Vermögen umgerechnet und festgestellt, dass das in wenigen Jahren machbar ist. Ab diesem Zeitpunkt habe ich an der Börse investiert und Finanzblog für Finanzblog durchgelesen. Dabei war auch ein relativ kleiner dabei, welcher sich mit dem Thema Optionen
beschäftigt hat. Zuerst dachte ich, es geht um Optionsscheine, aber dem war nicht so.
Nachdem ich das Konzept der Optionen (als Stillhalter agiert man wie eine Autoversicherung, nur für Aktien) verstanden hatte, wollte ich das auch unbedingt machen. Also schnell das Depot eröffnet und Geld eingezahlt. Seitdem handle ich Optionen und habe mein Depot kontinuierlich vergrößern können.
ezzy: Welche Strategien wendest du typischerweise beim Handel mit Optionen an? Hast du bestimmte bevorzugte Strategien, die sich im Laufe der Zeit besonders bewährt haben? Welche Strategien oder Herangehensweisen betrachtest du kritisch? Welche verwendest du überhaupt nicht und aus welchem Grund?
DerFinanznomade: Ich handle fast ausschließlich Short Puts und Short Calls. Meine Puts sind dabei in der Regel cash secured, ich habe also das Kapital, um die Aktien bei Einbuchung auch zu kaufen. Die Calls sind ebenfalls secured, ich habe also die Aktien im Depot, falls es zur Ausbuchung kommt. Den Einstieg (also wann verkaufe ich eine Option) finde ich durch die Kombination diverser charttechnischer Indikatoren und durch die Rendite, die sich durch die eingenommene Prämie ergibt. Mittlerweile habe ich mir dafür selbst eine App programmiert, die mir anhand dieser Indikatoren eine Empfehlung errechnet, wann welche Option verkauft werden sollte. Die Strategie nennt sich auch Wheel-of-Fortune. Generell veroptioniere ich hauptsächlich Value-Aktien mit guten Finanzkennzahlen.
Da ich als Privatanleger in Deutschland steuerlich veranlagt bin, handle ich keine Spreads oder Iron Condors oder dergleichen. Also keine Strategien, bei der man auch Long Optionen kaufen muss. Dies bleibt auch so, solange die Verlustverrechnungsbegrenzung von 20.000 € pro Jahr bestehen bleibt. Hier empfehle ich auch jedem anderen Optionshändler sehr genau darauf zu achten! Generell rate ich auch noch von ungedeckten Short Calls ab, da hier das Verlustrisiko sehr hoch sein kann – siehe Short Squeeze damals bei der VW-Aktie.
ezzy: Wie bewertest du die aktuellen Marktbedingungen für den Optionshandel und welche konkreten Strategien setzt du in diesem Umfeld ein?
DerFinanznomade: Aktuell handle ich weniger Short Puts, dafür mehr Calls auf schon eingebuchte Aktien. Dabei gehe ich mit dem Strike auch mal unter meinen Einstandskurs, weil ich weiß, dass ich durch das Rollen den Strike wieder über den Einstandskurs bekomme, sobald der Markt wieder zu steigen beginnt.
Generell hat das Marktumfeld nicht unbedingt einen Einfluss auf meinen Handelsstil. Ich schaue mir einfach mein Depot an, welche Werte habe ich schon drinnen und wie viel Cash ist noch übrig? Die Antworten darauf entscheiden, welche Optionen verkauft werden.
ezzy: Wie passt du deine Strategien angesichts von Marktereignissen wie Zinssatzänderungen oder politischen Ereignissen an?
DerFinanznomade: Politische Ereignisse haben meistens nur kurzfristige Auswirkungen auf die Börsen. Selbst die aktuelle Ukrainekrise inklusive Ausschluss von Russland aus dem westlichen System wird meiner Meinung nach nicht von Dauer Bestand haben. Zinssatzänderungen wirken sich zum einen direkt auf die zu erzielenden Optionsprämien aus (da ja der risikolose Zins mit eingepreist ist) und zum anderen auf die Möglichkeiten der Firmen, sich am Kapitalmarkt Kredite zu besorgen.
Außerdem hat es noch einen Einfluss auf das generelle Wirtschaftswachstum. Durch meinen Fokus auf Value-Aktien spüre ich, bzw. meine Unternehmen, die Zinssatzänderungen nicht sehr stark. Dies ist bei Growth-Aktien ja anders. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich passe nicht allzuviel an, da diese Ereignisse kaum Auswirkungen auf mein Setup haben.
ezzy: Welche Risiken siehst du als besonders relevant im Zusammenhang mit dem Optionshandel? Wie minimierst du diese Risiken?
DerFinanznomade: Besonders relevant sehe ich das psychologische Risiko. Gerade als Optionshändler muss man auch mal längere Durststrecken beziehungsweise eingebuchte Aktien, die gerade unter Wasser stehen, aushalten können. Da darf man nicht die Nerven verlieren und dann die Aktien mit Verlust verkaufen oder gleich ganz mit dem Optionshandel aufhören, weil es mal ein paar Wochen oder Monate nicht so super läuft.
Das gehört einfach zum Handel dazu. Mindestens ebenso riskant ist hier auch die Gier. Gerade durch den Hebel kann es beim Optionshandel sehr schnell passieren, dass man viel zu viel Risiko eingeht, weil man noch diese oder jene Optionsprämie mitnehmen möchte. Auch hier gilt es, die eigene Gier in Grenzen zu halten und ein korrekte Risiko- und Moneymanagement zu betreiben. Aus diesen Gründen behandle ich diese beide Themen auch als einen Schwerpunkt in meinem Options-Coaching.
ezzy: Wie gehst du grundsätzlich mit Verlusten im Optionshandel um?
DerFinanznomade: Das habe ich zum Teil schon in der vorherigen Frage beantwortet. Ich habe hier viel Geduld und Disziplin, so dass ich temporäre Verluste aussitzen kann. Auf lange Sicht werden das dann wieder Gewinne. Und wenn man seine Hausaufgaben bei der Auswahl der Basiswerte gemacht hat und zudem noch das Handwerk des Rollens beherrscht, sind Verluste langfristig so gut wie ausgeschlossen.
ezzy: Was sind einige der häufigsten Fehler, die Anfänger beim Handel mit Optionen machen, und wie können sie vermieden werden?
DerFinanznomade: Ich sehe die Risiken aus Frage 5 am häufigsten bei Anfängern. Hier hilft meiner Meinung nach nur, Wissen und Erfahrung aufzubauen. Außerdem kann es sehr hilfreich sein, sich von einem Coach beraten zu lassen, der die Erfahrung schon gemacht hat.
ezzy: Hast du allgemeine Tipps, die du Anfängern empfehlen würdest?
DerFinanznomade: Langsam anfangen, nicht gleich zu viele Trades starten, sich nicht durch zu viel Theorie ewig vom ersten Trade abhalten lassen, Geduld haben.
ezzy: Welchen Rat würdest du jemandem geben, der neu im Optionshandel ist und erfolgreich sein möchte?
DerFinanznomade: Am Besten noch in Charttechnik und der Königsdisziplin des Rollens einarbeiten. So werden die eigenen Gewinnchancen maßgeblich erhöht.
ezzy: Wie siehst du die Zukunft des Optionshandels, insbesondere im Hinblick auf neue Technologien?
DerFinanznomade: Ich hoffe, dass der Optionshandel immer populärer wird, da es eine hervorragende Möglichkeit ist, Vermögen zu steigern. Von dieser Möglichkeit sollten so viele Menschen wie nur möglich profitieren. Ich denke nicht, dass neue Technologien einen erheblichen Einfluss auf den Optionshandel haben werden, da einfach immer der Bedarf nach Absicherung (sei es gegen fallende oder steigende Kurse) da sein wird. Schließlich sind Autoversicherungen bisher auch noch keiner Technologie zum Opfer gefallen 😉
ezzy: Wir bedanken uns herzlich bei DerFinanznomade für dieses spannende Interview. Wir hoffen, dass unsere Leser genauso viel von diesen Gesprächen profitieren wie wir und freuen uns auf weitere inspirierende Begegnungen mit Experten aus verschiedenen Bereichen.
Der Handel mit Wertpapieren und Produkten mit Hebelwirkung birgt ein hohes Risiko und kann nicht für jeden Anleger angemessen sein. Vergewissern Sie sich, dass Sie alle damit verbundenen Risiken vollständig verstanden haben. Der Handel mit Hebel Produkten kann zum Totalverlust Ihres eingesetzten Kapitals führen, und darüber hinaus Verluste nach sich ziehen. Die vollständige Risikowarnung finden Sie in unseren Risikohinweisen.
Der Optionen-Handel birgt ein erhebliches Verlustpotenzial. Das Abwicklungsdatum kann bei Optionen-Transaktionen aufgrund von Unterschieden zwischen Zeitzonen und unterschiedlichen Feiertagen variieren. Wenn Sie über verschiedene Optionen-Märkte hinweg handeln, kann es daher vorkommen, dass Sie sich Kapital leihen müssen, um Optionen-Transaktionen abzuwickeln.
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