RSI – der beste Oszillator aller Zeiten?

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Dieser Beitrag dreht sich um das Thema Momentum, also die Schwungkraft, die bei einem Kursverlauf gemessen und für Handelsentscheidungen zurate gezogen werden kann. Einer der ältesten und bekanntesten Oszillatoren überhaupt, der RSI, ist der Klassiker unter den Momentum-Oszillatoren. Wie er berechnet wird, welche Signale er liefert und wie man ihn in der Trading-Praxis einsetzen kann, erfährst du hier!

Momentum – eine kurze Definition

Vor dem Einstieg in die Details zunächst ein kurzer Überblick zum Thema Momentum. Das Momentum beschreibt die Beschleunigung und Verlangsamung von (Kurs-)Bewegungen.

Beispiel aus dem Physikunterricht
Am einfachsten lässt sich dieses Phänomen mit einem banalen Experiment aus dem Physikunterricht beschreiben: Man werfe einen Apfel in die Höhe und beobachte dessen Geschwindigkeit im Zeitablauf. Zunächst nimmt die Geschwindigkeit zu, anschließend – der Apfel steigt noch immer – nimmt die Geschwindigkeit ab, bis sie – auf dem Höhepunkt des Flugbahn angekommen – den Wert Null erreicht. Anschließend beginnt das Spiel von vorne, nur in umgekehrter Richtung.

Momentum und Vorlaufcharakter

Genau dieses Verhalten lässt sich auch auf den Finanzmarkt übertragen. In laufenden Trendbewegungen macht das Momentum Schwächen sichtbar, die auf mögliche Wendepunkte hinweisen. Eine wichtige Eigenschaft des Momentums ist dessen Vorlaufcharakter. Es erreicht seinen Extremwert nämlich – siehe Apfel-Beispiel – oft, bevor der Kurs des Basiswerts einen Extremwert erreicht hat. An dieser Stelle ergibt sich die Frage, wie man denn das Momentum eines Kursverlaufs messen kann. Ganz einfach: Man vergleicht hierbei laufend den aktuellen Kurs mit dem Kurs vor X Perioden. Das 10-Tage-Momentum einer Aktie wird demnach durch Subtraktion des Schlusskurses vor zehn Tagen vom aktuellen Schlusskurs berechnet.

Chart - Symbolbild

Relative Strength Index (RSI)

Diese einfache Momentum-Berechnung weist jedoch zwei grundlegende Schwächen auf. Denn so können starke Veränderungen beim analysierten Basiswert bei der Berechnung des Indikators zu irreführenden Bewegungen führen – selbst dann, wenn sich der aktuelle Kurs nur geringfügig verändert hat. Des Weiteren lassen sich verschiedene Basiswerte, z. B. bei einem Screening, aufgrund einer nicht konstanten Bandbreite nicht miteinander vergleichen. Um beide Schwächen zu eliminieren bedurfte es also eines besseren Indikators. Und hier kommt der Relative Strength Index (RSI) ins Spiel.

Berechnung

Der RSI wurde im Jahr 1978 von W. Wilder eingeführt und gehört in die Gruppe der Oszillatoren. Die Berechnung erfolgt mittels folgender Formel:

RSI = 100 – ((100/(1+RS))

RS = Durchschnitt der Schlusskurse von n Tagen mit steigenden Kursen / Durchschnitt der Schlusskurse von n Tagen mit fallenden Kursen

Die Kalkulation des RSI gibt dabei die Stärke der Aufwärts- im Vergleich zu den Abwärtstagen einer bestimmten Periodenlänge wieder. Dabei zeigt er die Ergebnisse auf einer Skala von 0 bis 100 an. Standardmäßig wird eine Periodenlänge von 14 verwendet, abweichende Einstellungen sind allerdings sehr beliebt, so gibt es z. B. eine sehr gut funktionierende Trading-Strategie für den S&P 500, die den 2-Perioden-RSI verwendet. Grundsätzlich gilt hier: Je kürzer die Periodeneinstellung, desto volatiler der RSI und desto mehr Handelssignale erhält man. Die nachfolgende Abb. 1 zeigt den Goldpreis mit einem 14-Tages-RSI (rot) und einem 5-Tages-RSI (blau). Wie man erkennen kann, lieferte der schnellere RSI in der Seitwärtsphase gute Signale für aktive Trader, während der langsame RSI nur selten in die Extremzone kam.

14-Tages- und 5-Tages-RSI
Abb. 1) Goldpreis mit einem 14-Tages-RSI (rot) und einem 5-Tages-RSI (blau), Quelle: TradingView

Welche Signale liefert der RSI?

Die Interpretation des RSI nach Wilder lautet wie folgt: Bewegungen des RSI oberhalb 70 signalisieren einen Überkauft-Zustand des Basiswerts. Eine Notiz unterhalb der 30er Marke dagegen signalisiert einen überverkauften Zustand. Wichtig ist, dass ein Eintauchen in eine dieser beiden Zonen nicht automatisch zum Long- bzw. Short-Einstieg genutzt werden sollte. Vielmehr ist dieser Umstand als erstes Warnsignal für einen potenziellen Trendwechsel zu betrachten. Die einfachste Möglichkeit, um den RSI als Handelssignal einzusetzen, sieht wie folgt aus:

  • Long: bei einem Fall des RSI unter die 30 und anschließendem Wiederanstieg über diese Extremzone
  • Short: bei einem Anstieg des RSI über die 70 und anschließendem Fall unter diese Extremzone

Die nachfolgende Abb. 2, die den DAX als Wochenchart samt eines 14-Perioden-RSI darstellt, zeigt die Vorteile des RSI: Ist der Markt überkauft (RSI über 70), lassen wir den Hintergrund zur besseren Visualisierung rot färben. Ist der Markt überverkauft (RSI unter 30), wird der Hintergrund des Charts grün eingefärbt. In den letzten Jahren waren die Signale des RSI gute Warnhinweise für eine Extremlage beim DAX, die nachfolgend von einer Gegenbewegung gefolgt wurde.

DAX inklusive 14-Perioden-RSI
Abb. 2) DAX als Wochenchart inkl. 14-Perioden-RSI, Quelle: TradingView

Kombination: Trendfolger + Oszillator

Eine Schwäche hat der RSI aber dennoch, nämlich dann, wenn ein sehr starker Trend vorliegt. In diesem Fall kann der RSI sehr lange ober- bzw. unterhalb einer Extremzone verharren, ohne dass es beim Basiswert zu einer Umkehr kommt. Genau aus diesem Grund ist die Kombination eines Trendfolgers (z. B. MACD) mit einem Oszillator immer zu empfehlen. Liegt der Markt im Aufwärtstrend, so könnte man nur die Überverkauft-Signale des RSI zum Long-Einstieg nutzen und die Verkaufssignale ignorieren u. u.

Divergenzanalyse ist das A und O

Neben der vorgestellten 70/30-Handelsregel liefert der RSI aber noch eine bessere Einsatzmöglichkeit – das Stichwort hierzu lautet Divergenzanalyse. Dabei wird der Verlauf des Basiswerts mit dem Verlauf des Indikators verglichen. Beide sollten sich im Regelfall im Kursverlauf bestätigen. Liegt hingegen eine Abweichung vor, dann ist Vorsicht angesagt. Eine positive Divergenz beim RSI ergibt sich dann, wenn der Kurs des Basiswerts neue Tiefpunkte generiert, während der RSI diese nicht mehr bestätigt. Umgekehrt handelt es sich um eine negative Divergenz, wenn neue Hochpunkte beim Basiswert nicht mehr von einem steigenden RSI bestätigt werden. Der nachfolgende Chart in Abb. 3 veranschaulicht diese einfache und dennoch äußerst hilfreiche Analysemethode anhand des Kursverlaufs des DAX, der hier eine negative Divergenz aufwies. Mithilfe des RSI kann man diese erkennen und somit für einen Long-Ausstieg oder einen Short-Trade nutzen.

Kursverlaufs des DAX mit negativer Divergenz
Abb. 3) Kursverlaufs des DAX mit negativer Divergenz, Quelle: TradingView

RSI in Kombination mit anderen Techniken

Allerdings muss man fairerweise zugestehen, dass das Erkennen der Divergenzen in der Praxis nicht immer so einfach ist, wie es im Nachhinein erscheint – aber das gilt für Trendlinien und Kursmuster ohnehin. So weiß man in Echtzeit nie genau, wie lange es dauert, bis die Divergenz im Indikator sich im Basiswert „entlädt“. Aus diesem Grund ist eine Kombination des RSI mit anderen Techniken sinnvoll, um die Qualität der Ein- und Ausstiegssignale zu erhöhen. Ein gutes Risiko- und Money-Management, das Verluste im Fall von Fehlsignalen minimiert, hat ohnehin oberste Priorität.

Fazit zum RSI: ein gutes Tool für jeden Anlass

Der RSI ist ein Klassiker unter den Oszillatoren und zeigt an, ob ein Basiswert überverkauft oder überkauft ist. Der Einsatz der Divergenzanalyse, die sowohl im Kurzfrist- als auch Langfristchart funktioniert, ist eindeutig die beste Einsatzmöglichkeit des RSI. Denn sie bietet nämlich – im Gegensatz zu den Trendfolgeindikatoren, die erst verspätet Signale liefern – relativ früh Signale für potenzielle Trendwenden. Der altbewährte RSI gilt damit zu Recht als guter Allrounder – sowohl für kurzfristige Trader als auch längerfristig orientierte Marktteilnehmer.

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