Was ist eine Rezession?

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Immer wieder hören wir das Wort in den Medien – meist begleitet von pessimistischen Tönen und schlechten Aussichten vor allem für den Arbeitsmarkt: die Rede ist von der Rezession. Aber was genau ist die Rezession und welche Rolle spielt sie für die einzelnen Akteure in der Gesamtwirtschaft? Wie entstehen Rezessionen und was können Regierungen und Zentralbanken tun, um sie zu verhindern oder zumindest abzumildern? Das und vor allem die Bedeutung der Rezession für Anleger erläutern wir im nachfolgenden Beitrag.

Rezession

Was ist eine Rezession?

Eine Rezession bezeichnet eine Phase des wirtschaftlichen Abschwungs innerhalb des Konjunkturzyklus. In Deutschland wird eine Rezession üblicherweise als „technische Rezession“ definiert, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zum jeweiligen Vorquartal schrumpft. Diese Definition wird international häufig verwendet, ist aber nicht die einzige.

Die Feststellung einer Rezession erfolgt in Deutschland durch das Statistische Bundesamt, das die offiziellen BIP-Zahlen veröffentlicht. Im Konjunkturzyklus folgt die Rezession auf die Phase der Hochkonjunktur (Boom) und kann im schlimmsten Fall in eine Depression übergehen. Sie ist gekennzeichnet durch einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität, sinkende Nachfrage, steigende Arbeitslosigkeit und oft auch fallende Preise.

Die Rezession ist Teil des natürlichen Auf und Ab der Wirtschaft, wobei ihre Dauer und Intensität stark variieren können. Ökonomen und politische Entscheidungsträger beobachten die Anzeichen einer möglichen Rezession genau, um gegebenenfalls mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen gegenzusteuern.

Die Abb. 1 zeigt, dass die deutsche Volkswirtschaft im Jahr 2023 in einer Rezession steckte – das BIP ging preisbereinigt gegenüber dem Vorjahr um 0,3 % zurück.

BIP Deutschland

Abb. 1) Entwicklung des BIP in Deutschland (1992 bis 2022), Quelle: Statista, 2024

Ursache von Rezessionen

Rezessionen können verschiedene Ursachen haben, die oft miteinander verwoben sind. Ein grundlegendes Konzept sind Konjunkturzyklen, die natürliche Schwankungen der Wirtschaftsaktivität beschreiben (siehe Abb. 2). Diese werden durch geld- und fiskalpolitische Maßnahmen, die Verschuldung und globale Verflechtungen der Volkswirtschaften beeinflusst.

Ebenso können sie durch externe Schocks verstärkt oder ausgelöst werden, wie es bspw. bei der Ölkrise 1973 der Fall war, als der drastische Anstieg der Ölpreise zu einer weltweiten Rezession führte. Ähnlich wirkte sich die COVID-19-Pandemie 2020 aus, die globale Lieferketten unterbrach und ganze Wirtschaftszweige zum Erliegen brachte. Finanzkrisen und das Platzen von Spekulationsblasen sind weitere häufige Auslöser von Rezessionen. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist die Weltwirtschaftskrise ab 2007, die durch das Platzen der US-Immobilienblase ausgelöst wurde und sich zu einer globalen Finanzkrise ausweitete.

Auch politische Entscheidungen können Rezessionen verursachen oder verschärfen. So trug die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank Anfang der 1980er-Jahre unter Paul Volcker zwar zur Eindämmung der Inflation bei, löste aber auch eine schwere Rezession aus. Einmal in Gang gesetzt, kann ein wirtschaftlicher Abschwung sich selbst verstärken: Sinkende Nachfrage führt zu sinkender Produktion, was wiederum zu steigender Arbeitslosigkeit und weiter sinkender Nachfrage führt. Zudem versuchen Unternehmen und Haushalte, ihre Schulden in Krisenzeiten abzubauen, was die wirtschaftliche Aktivität weiter dämpft.

Diese Beispiele verdeutlichen, wie vielfältig und komplex die Ursachen von Rezessionen sein können und wie sie oft aus dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren entstehen.

Konjunkturphasen und Rezession
Abb. 2) Konjunkturphasen

Auswirkungen einer Rezession

Rezessionen haben weitreichende Auswirkungen auf alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft. Hier ein Überblick über die konkreten Folgen für Staaten, Unternehmen, Arbeitnehmer und Investoren:

Staaten:

Unternehmen:

Arbeitnehmer:

Anleger:

Diese Beispiele zeigen, wie tiefgreifend und umfassend die Auswirkungen von Rezessionen sein können. Die genauen Folgen können dabei je nach Schwere und Dauer der Rezession sowie den spezifischen wirtschaftlichen Umständen variieren.

Wie reagieren Zentralbanken und Regierungen auf eine Rezession?

Regierungen und Zentralbanken verfügen über ein Arsenal an Instrumenten, um auf Rezessionen zu reagieren und deren Auswirkungen abzumildern. Auf der geldpolitischen Seite greifen Zentralbanken häufig zu Zinssenkungen, um Kredite günstiger zu machen und Investitionen anzuregen. Ein Paradebeispiel hierfür war die Reaktion der Federal Reserve auf die Finanzkrise 2008, als sie den Leitzins von 5,25 % auf nahezu 0 % senkte.

In extremen Fällen, bspw. nach der Finanzkrise oder während der COVID-19-Pandemie, wenden Zentralbanken auch unkonventionelle Maßnahmen wie quantitative Lockerung (Quantiative Easing, QE) an. Dabei kaufen sie in großem Umfang Anleihen und andere Wertpapiere, um die Geldmenge zu erhöhen und die Märkte zu stabilisieren. Die Europäische Zentralbank kaufte beispielsweise zwischen 2015 und 2018 Anleihen im Wert von 2,6 Billionen Euro.

Parallel dazu setzen Regierungen fiskalpolitische Maßnahmen ein. Konjunkturpakete, wie der American Recovery and Reinvestment Act von 2009 mit einem Volumen von 787 Milliarden US-Dollar, sollen die Nachfrage stimulieren und Arbeitsplätze schaffen. Steuererleichterungen für Unternehmen und Privathaushalte sind ein weiteres Instrument, um die verfügbaren Einkommen zu erhöhen und den Konsum anzukurbeln.

Die Kombination dieser geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen zielt darauf ab, die Wirtschaft zu stabilisieren und den Weg aus der Rezession zu ebnen. Das genaue Zusammenspiel und die Wirksamkeit dieser Instrumente sind dabei oft Gegenstand wirtschaftspolitischer Debatten.

Interventionen zeigen Wirkung

Die Entwicklung von Rezessionen in den letzten Jahrzehnten zeigt einige bemerkenswerte Trends hinsichtlich ihrer Häufigkeit, Tiefe und Dauer. So ist die Häufigkeit von Rezessionen in den entwickelten Volkswirtschaften tendenziell zurückgegangen. In den USA gab es zwischen 1950 und 1980 bspw. durchschnittlich alle fünf Jahre eine Rezession, während es seit 1980 nur etwa alle zehn Jahre zu einer Rezession kam. Auch die Tiefe von Rezessionen hat im Durchschnitt abgenommen. Ausnahmen bilden hier große Krisen wie die Finanzkrise 2008/2009 oder die COVID-19-Pandemie. Gleichzeitig sind die Zeiträume zwischen Rezessionen tendenziell länger geworden, was zu längeren Phasen wirtschaftlichen Wachstums führt.

Dies ist zum großen Teil auf verstärkte Interventionen von Staaten und Notenbanken zurückzuführen. So haben die Zentralbanken ihre Instrumente erweitert und reagieren schneller und aggressiver auf wirtschaftliche Abschwünge (z. B. Nullzinspolitik und quantitative Lockerung). Regierungen setzen gleichzeitig verstärkt auf antizyklische Maßnahmen wie Konjunkturpakete, die ebenfalls zur Stabilisierung beitragen, und automatische Stabilisatoren.

Der technologische Fortschritt und Produktivitätsverbesserungen tragen ebenfalls positiv zu diesem Trend bei: So ermöglichen verbesserte Informationstechnologien eine effizientere Ressourcenallokation und Lagerhaltung, was zu geringeren Schwankungen in der Produktion führt. Die Digitalisierung und Automatisierung haben zu Produktivitätssteigerungen geführt, die Unternehmen widerstandsfähiger gegen wirtschaftliche Schocks machen.

Zu guter Letzt hat auch der Übergang zu einer stärker dienstleistungsorientierten Wirtschaft in vielen entwickelten Ländern hat zu einer geringeren Volatilität geführt, da der Dienstleistungssektor tendenziell stabiler ist als der produzierende Sektor.

Allerdings könnten die massiven geld- und fiskalpolitischen Eingriffe der letzten Jahre langfristige Nebenwirkungen haben, bspw. erhöhte Staatsverschuldung oder Inflationsrisiken. Obwohl Rezessionen insgesamt milder geworden sind, können ihre Auswirkungen auf verschiedene Bevölkerungsgruppen dennoch sehr unterschiedlich sein, was zu wachsender Ungleichheit führen kann.

Rechner

Welche Rolle spielen Rezessionen für Anleger?

Für Aktienanleger spielt das Thema Rezession natürlich eine wichtige Rolle. Da Unternehmensgewinne langfristig den Treiber schlechthin für Aktienmarktrenditen darstellen, ist die Entwicklung der Wirtschaft im In- und Ausland (bei global ausgerichteten Konzernen) natürlich von hoher Bedeutung. Nachfolgend haben wir die wichtigsten Fakten zusammengetragen.

1. Langfristige Performance:

Historisch betrachtet hat der US-Aktienmarkt über lange Zeiträume eine starke Performance gezeigt, auch wenn man Rezessionsphasen einbezieht. Der S&P 500 Index lieferte von 1926 bis 2022 bspw. eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwa 10 %.

2. Performance während Rezessionen:

Während Rezessionen tendieren Aktienmärkte dazu, negativ zu performen. Eine Studie von Goldman Sachs zeigte, dass der S&P 500 während Rezessionen seit 1945 durchschnittlich um etwa 30 % fiel.

3. Performance ohne Rezessionsphasen:

Wenn man die Rezessionsphasen aus der Berechnung herausnimmt, steigt die durchschnittliche Rendite des US-Aktienmarktes. Eine Analyse der Bank of America fand heraus, dass der S&P 500 in Nichtrezessionsjahren seit 1929 eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwa 12 % erzielte.

4. Erholung nach Rezessionen:

Interessanterweise zeigen Studien, dass Aktienmärkte oft schon vor dem offiziellen Ende einer Rezession zu steigen beginnen. Im Durchschnitt begann der S&P 500 etwa drei bis sechs Monate vor dem Ende einer Rezession wieder zu steigen.

5. Sektorale Unterschiede:

Nicht alle Sektoren reagieren gleich auf Rezessionen. Zyklische Sektoren wie Konsumgüter und Technologie leiden oft stärker, während defensive Sektoren wie Versorger und Gesundheit tendenziell besser abschneiden.

6. Langfristige Auswirkungen:

Trotz der kurzfristigen negativen Auswirkungen von Rezessionen zeigen Langzeitstudien, dass sich der US-Aktienmarkt historisch immer erholt hat und neue Höchststände erreichte.

Diese Untersuchungen unterstreichen, dass der US-Aktienmarkt trotz periodischer Rezessionen langfristig positive Renditen erzielt hat. Sie zeigen aber auch, dass Rezessionsphasen erhebliche kurzfristige Auswirkungen auf die Marktperformance haben können. Für Anleger ist es daher wichtig, einen langfristigen Anlagehorizont zu haben und die Volatilität während Rezessionen zu berücksichtigen.

Ob eine Rezession in den USA bevorsteht und welche zwei Indikatoren zur frühzeitigen Erkennung wirtschaftlicher Abschwünge herangezogen werden können, erläutern wir im nachfolgenden Video:

Fazit

Ähnlich wie der Winter zu den vier Jahreszeiten gehört, so gehört auch die Rezession zum Konjunkturzyklus – sie ist Teil des zyklischen Auf und Ab der Wirtschaftsdynamik. Für Anleger, die passive Investments wie ETFs für die Buy-and-Hold-Strategie einsetzen, bringen Rezessionsphasen in der Regel kräftige Kurseinbrüche und hohe Schwankungen mit sich, sodass eine breite Diversifikation von Vorteil ist. Gleichzeitig bieten genau diese Phasen, die von hohem Pessimismus und attraktiven Bewertungen geprägt sind, sehr attraktive Kaufchancen.

Denn eines ist klar: Auch morgen geht die Sonne wieder auf und nach der Rezession folgt – früher oder später – wieder ein neuer Aufschwung.

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