Unsichtbare Werte: die Bedeutung immaterieller Vermögensgegenstände

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In einer Welt, in der digitale Transformation und Innovation den Markt prägen, rücken immaterielle Vermögensgegenstände immer stärker in den Fokus von Investoren und Unternehmen. Doch was genau sind immaterielle Vermögensgegenstände, und warum sind sie so wichtig für die Bilanz eines Unternehmens? Dieser Blogpost beleuchtet das Konzept und erklärt, wie diese unsichtbaren Werte den Unternehmenswert beeinflussen können. Wir werfen einen Blick auf die verschiedenen Arten, die Bilanzierung nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) sowie die Risiken, die bei der Bewertung auftreten können.

immaterielle Vermögensgegenstände

Was sind immaterielle Vermögensgegenstände?

Definition: immaterielle Vermögensgegenstände
Immaterielle Vermögensgegenstände, oft auch als Intangible Assets bezeichnet, sind nichtphysische Werte, die ein Unternehmen besitzt und die einen wirtschaftlichen Nutzen bringen können.

Dazu gehören z. B. Patente, Markenrechte, Softwarelizenzen oder auch der Goodwill, der bei der Übernahme eines Unternehmens entsteht. Während physische Vermögenswerte wie Gebäude oder Maschinen greifbar sind, existieren immaterielle Vermögensgegenstände nur auf dem Papier, haben aber oft einen erheblichen Einfluss auf den Unternehmenswert.

Steigende Bedeutung immaterieller Vermögensgegenstände

Die Bedeutung dieser Vermögensgegenstände nimmt stetig zu. Dies gilt besonders in einer globalisierten Wirtschaft, in der technologische Innovation und geistiges Eigentum zunehmend den Unterschied zwischen Marktführerschaft und Wettbewerbsfähigkeit ausmachen. Laut einer Studie von Ocean Tomo betrug der Anteil immaterieller Vermögenswerte am Gesamtwert der S&P 500-Unternehmen im Jahr 2020 beeindruckende 90 % (Ocean Tomo, 2020). Dies zeigt, wie stark immaterielle Vermögensgegenstände den Unternehmenswert prägen können.

Zusammensetzung

Immaterielle Vermögensgegenstände setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die einen unterschiedlichen Einfluss auf den Unternehmenswert haben können. Einer der wichtigsten Bestandteile sind geistige Eigentumsrechte wie Patente, Marken oder Urheberrechte. Denn sie schützen Innovationen und schaffen Wettbewerbsvorteile, die oft in höheren Umsätzen resultieren.

Neben geistigen Eigentumsrechten gibt es noch weitere wichtige Komponenten, z. B. Softwarelizenzen und Franchiseverträge. Aber auch selbst geschaffene immaterielle Vermögensgegenstände spielen eine bedeutende Rolle (dazu weiter unten mehr).

Welche Arten von immateriellen Vermögensgegenständen gibt es?

Immaterielle Vermögensgegenstände lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen, die jeweils unterschiedliche wirtschaftliche Funktionen und Wertpotenziale mit sich bringen. Zu den wichtigsten Arten gehören folgende.

Arten immaterieller Vermögensgegenstände

Was sind selbst geschaffene immaterielle Vermögensgegenstände?

Selbst geschaffene immaterielle Vermögensgegenstände sind Vermögenswerte, die ein Unternehmen intern entwickelt, anstatt sie extern zu erwerben. Beispiele dafür sind eigene Softwarelösungen, spezifische Produktionsverfahren oder Markenentwicklungen. Diese Vermögensgegenstände stellen oft einen erheblichen Teil des Innovationspotenzials und der strategischen Alleinstellungsmerkmale eines Unternehmens dar.

Die Aktivierung dieser selbst geschaffenen Vermögensgegenstände in der Bilanz ist unter bestimmten Bedingungen möglich. Gemäß § 248 Handelsgesetzbuch (HGB) können selbst geschaffene immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens bilanziert werden, wenn sie eindeutig identifizierbar sind und der künftige wirtschaftliche Nutzen hinreichend wahrscheinlich ist. Dies erfordert allerdings eine präzise Bewertung und Dokumentation der Entwicklungskosten sowie eine Einschätzung der Nutzungsdauer und des potenziellen Ertrags.

Beispiel: selbst geschaffener immaterieller Vermögensgegenstand
Ein Beispiel für einen selbst geschaffenen immateriellen Vermögensgegenstand wäre die Entwicklung einer neuen Softwarelösung in einem IT-Unternehmen. Wenn diese Software erfolgreich auf den Markt gebracht wird, kann sie in der Bilanz als immaterieller Vermögensgegenstand erfasst werden, was den bilanziellen Wert des Unternehmens steigern kann.

Beispiele für immaterielle Vermögensgegenstände

Ein Unternehmen wie Apple oder Google besitzt eine Vielzahl an immateriellen Vermögensgegenständen. Dazu zählen die Markenrechte an ihren Namen, Patente für innovative Technologien sowie die Software, die sie entwickelt haben. Aber auch kleinere Unternehmen können immaterielle Vermögensgegenstände haben, z. B. eine kleine Brauerei, die ihre eigenen Rezepturen patentieren lässt oder eine Design-Agentur, die ihre kreativen Prozesse schützt.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass immaterielle Vermögensgegenstände in verschiedensten Branchen vorkommen und einen wesentlichen Teil des Unternehmenswerts ausmachen können. Der Wert dieser Vermögensgegenstände ist oft schwer greifbar, ihr Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens kann jedoch enorm sein. Denn ein starkes Markenimage oder innovative Technologien können die Marktposition eines Unternehmens festigen und langfristige Wettbewerbsvorteile sichern.

Bewertung

Immaterielle Vermögensgegenstände in Deutschland

Bilanz & HGB

In Deutschland regelt das Handelsgesetzbuch (HGB), wie immaterielle Vermögensgegenstände bilanziert werden. Wie oben bereits erwähnt wurde, dürfen selbst geschaffene immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens gemäß § 248 HGB nur dann in der Bilanz angesetzt werden, wenn sie eindeutig identifizierbar und verlässlich bewertbar sind. Dies bedeutet, dass ein Unternehmen nachweisen muss, dass der immaterielle Vermögensgegenstand tatsächlich einen wirtschaftlichen Nutzen bringt und eine zuverlässige Bewertung möglich ist.

Die strengen Vorschriften des HGB sollen verhindern, dass Unternehmen ihre immateriellen Vermögensgegenstände überbewerten und somit ein verzerrtes Bild ihrer finanziellen Lage präsentieren.

Beispiel: Anwendung des HGB
Ein Beispiel für die Anwendung dieser Vorschriften ist die Bilanzierung von Entwicklungsaufwendungen. Diese dürfen nur dann aktiviert werden, wenn sie klar zuordenbar und verlässlich messbar sind, was in der Praxis oft eine große Herausforderung darstellt.

Abschreibung

Wie physische Vermögenswerte unterliegen auch immaterielle Vermögensgegenstände einer Abschreibung. Diese Abschreibungen spiegeln den Werteverzehr wider, der über die Nutzungsdauer des Vermögensgegenstands entsteht. Die Nutzungsdauer ist dabei oft schwieriger festzulegen als bei physischen Vermögenswerten, da immaterielle Werte wie Markenrechte oder Patente theoretisch unbegrenzt wertvoll sein können.

Beispiel: Software-Abschreibung
Eine Software, die ein Unternehmen entwickelt hat, könnte über fünf Jahre abgeschrieben werden, wenn angenommen wird, dass sie nach dieser Zeit technisch veraltet ist. Die jährliche Abschreibung mindert den bilanziellen Wert des Vermögensgegenstands und hat somit auch Einfluss auf das Betriebsergebnis.

Die Abschreibung immaterieller Vermögensgegenstände kann komplex sein, da es oft schwierig ist, eine genaue Nutzungsdauer und einen angemessenen Abschreibungszeitraum festzulegen. In der Praxis orientieren sich viele Unternehmen an branchenüblichen Abschreibungszeiträumen oder an den Laufzeiten von Patenten und Lizenzen, um den Werteverzehr so realistisch wie möglich abzubilden.

Risiko: Überbewertung der immateriellen Vermögensgegenstände

Eine der größten Herausforderungen bei immateriellen Vermögensgegenständen ist die Gefahr der Überbewertung. Da diese Vermögenswerte oft schwer zu bewerten sind und keine physischen Eigenschaften haben, besteht das Risiko, dass Unternehmen ihren Wert übermäßig hoch ansetzen. Dies kann zu einer verzerrten Darstellung des Unternehmenswerts führen und Investoren somit in die Irre leiten.

Beispiel: Dotcom-Blase
Ein prominentes Beispiel hierfür war die Überbewertung von Start-ups in der Dotcom-Blase der späten 1990er-Jahre. Viele dieser Unternehmen setzten enorme Summen auf immaterielle Vermögensgegenstände wie Markenwert und technologische Innovationen, die sich später als nicht nachhaltig erwiesen. Dies führte zu erheblichen Marktverlusten, als die Blase platzte.

Dieses Risiko unterstreicht die Bedeutung einer sorgfältigen und realistischen Bewertung immaterieller Vermögensgegenstände. Unternehmen und Investoren müssen sicherstellen, dass die in der Bilanz angesetzten Werte auf soliden Annahmen und nachvollziehbaren Bewertungen basieren, um langfristige finanzielle Stabilität zu gewährleisten.

Fazit: immaterielle Werte mit großer Wirkung

Immaterielle Vermögensgegenstände spielen eine immer größere Rolle in der modernen Wirtschaft. Sie sind oft der Motor hinter Innovationen und Wettbewerbsvorteilen. Allerdings können sie auch Risiken bergen, wenn sie falsch bewertet werden. Für Investoren ist es daher entscheidend, die Bewertung dieser Vermögensgegenstände kritisch zu hinterfragen und sich nicht allein auf die ausgewiesenen Bilanzwerte zu verlassen.

Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass immaterielle Vermögensgegenstände eine spannende, aber auch komplexe Komponente in der Unternehmensbewertung darstellen. Sie können den Unterschied zwischen einem erfolgreichen und einem weniger erfolgreichen Unternehmen ausmachen. Investoren sollten daher stets ein Auge auf die immateriellen Werte in den Bilanzen der Unternehmen werfen, in die sie investieren möchten, und sicherstellen, dass diese Werte realistisch und nachhaltig sind.

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