Der Minsky Moment

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Was ist ein Minsky Moment?

Der Begriff ‚Minsky Moment‘ bezieht sich auf eine Theorie des US-amerikanischen Ökonomen Hyman Minsky. Er argumentierte in den 1960er Jahren, dass Stabilität auf den Finanzmärkten unweigerlich zu Instabilität führen kann. Seiner Ansicht nach neigen die Märkte dazu, sich in einem langen Aufwärtstrend zu befinden, in dem Investoren zunehmend riskante Kredite aufnehmen und spekulieren. Dies führt schließlich zu einem Minsky Moment, also einem plötzlichen Zusammenbruch des Marktes und einer Finanzkrise.

Bild eines Charts - Minsky Moment

Wer war Hyman Minsky?

Hyman Minsky (1919 bis 1996) war ein US-amerikanischer Ökonom und Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Washington University und später an der Levy Economics Institute an der Bard College in New York. Er wurde bekannt für seine Theorie der Finanzinstabilität und des Minsky Moments. Sie besagt, dass stabile wirtschaftliche Bedingungen oft zu instabilen und krisenanfälligen Märkten führen können.

Minsky schrieb mehrere Bücher und Artikel über Finanzmarktinstabilität und die Rolle von Schulden in der Wirtschaft, darunter „Stabilizing an Unstable Economy“ (1986) und „Can ‚It‘ Happen Again?“ (1982). Dabei untersuchte er die Auswirkungen von Finanzkrisen wie der Großen Depression und der Krise der 1970er Jahre.

Minsky betonte, dass der Kapitalismus immer zu Krisen neigt. Denn der Wunsch der Investoren nach Gewinnen führt dazu, dass immer mehr Schulden aufgenommen werden, um Investitionen zu finanzieren. Wenn diese Schulden jedoch nicht zurückgezahlt werden können, kann dies zu einem Zusammenbruch der Wirtschaft führen.

Minsky war zu seinen Lebzeiten zwar nicht sehr bekannt. Seine Theorie der Finanzinstabilität hat sich in den letzten Jahren nach der Finanzkrise von 2008 jedoch zunehmend verbreitet. Seine Ideen haben dazu beigetragen, dass sich viele Ökonomen und Regulierungsbehörden auf die Überwachung von Finanzmärkten konzentrieren und die Rolle von Schulden in der Wirtschaft untersuchen.

Minskys Krisentheorie

Die Theorie von Minsky basiert auf der Idee, dass eine gewisse Instabilität in den Märkten unausweichlich ist. Wenn die Märkte stabil sind, führt dies zu einer Verringerung der Risikobereitschaft von Investoren. Denn sie gehen davon aus, dass die Dinge so bleiben werden, wie sie sind. Dies führt letztlich allerdings zu einem Anstieg von Risiken und Verschuldung, die sich langsam aufbauen, bis sie schließlich zu einem Punkt gelangen, an dem die Märkte instabil werden.

Minskys Krisentheorie besagt, dass Finanzkrisen unvermeidlich sind und aus der Natur des kapitalistischen Systems resultieren. Denn es liegt in der Natur des Systems, instabil zu sein. Er argumentierte, dass es eine natürliche Tendenz im Finanzsystem gibt, die dazu führt, dass die Schuldenlast im Laufe der Zeit steigt, bis sie einen Punkt erreicht, an dem es zu einer Krise kommt.

Die drei Stadien des Finanzsystems laut Minsky

Minsky zufolge durchläuft das Finanzsystem drei Stadien:

Im Stadium der Stabilität verhalten sich Investoren und Kreditnehmer relativ vorsichtig und sind sich der Risiken bewusst. Während des Stadiums der Spekulation nehmen das Vertrauen in den Markt und die Risikobereitschaft zu. Im Stadium der Krise bricht das Vertrauen in den Markt zusammen und es kommt zu Kreditausfällen und Verkäufen von Vermögenswerten. Das führt zu einem allgemeinen Abschwung der Wirtschaft.

Die verschiedenen Arten von Krediten in Minskys Theorie

Minskys Theorie besagt auch, dass es verschiedene Arten von Krediten gibt:

Minsky glaubte, dass Finanzkrisen aus der Akkumulation von spekulativen und Ponzi-Krediten resultieren, die in guten Zeiten aufgenommen wurden. In schlechten Zeiten erweisen sie sich dann jedoch als nicht nachhaltig. Die Überakkumulation von Schulden führt schließlich dazu, dass das Finanzsystem anfällig für Schocks wird, die zu einem Zusammenbruch des Marktes führen.

Ein Minsky Moment kann auf verschiedene Arten ausgelöst werden, zum Beispiel durch eine plötzliche Verschlechterung der Wirtschaftslage, eine Veränderung der Zinspolitik oder durch ein Ereignis, das das Vertrauen der Anleger erschüttert. Der Zusammenbruch des Marktes führt dann oft zu einem Dominoeffekt. Dabei springen die Probleme auf andere Branchen über und lösen eine breitere Finanzkrise aus.

Insgesamt ist der Minsky Moment eine wichtige Theorie, die darauf hinweist, dass Finanzstabilität nicht von Dauer sein kann. Investoren und Regulierungsbehörden müssen daher immer wachsam bleiben und Risiken frühzeitig erkennen, um eine mögliche Finanzkrise zu verhindern.

Grundsätzlich besagt Minskys Krisentheorie, dass Finanzkrisen unvermeidlich sind, da das kapitalistische System instabil ist. Zudem führt ein sich selbst verstärkender Zyklus von Spekulation und Verschuldung im Laufe der Zeit zu einer Überakkumulation von Schulden, die schließlich in einen Minsky Moment münden.

Wie genau kommt es nun zum Minsky Moment?

Typischerweise tritt der Minsky Moment auf, wenn eine lange Periode der Finanzstabilität dazu führt, dass Investoren und Kreditnehmer zunehmend riskantere Kredite aufnehmen und auf spekulative Anlagen setzen, um höhere Renditen zu erzielen. In dieser Phase des „Ponzi-Finanzierungsmodus“ – wie Minsky es nannte – wächst das Vertrauen in die Marktdynamik. Dabei nimmt die Risikobereitschaft der Investoren zu. Gleichzeitig regulieren die Aufsichtsbehörden möglicherweise nachlässig oder unzureichend. 

Ein Minsky Moment tritt dann ein, wenn ein Ereignis das Vertrauen der Anleger erschüttert, zum Beispiel eine plötzliche Zinserhöhung, eine Wirtschaftsrezession oder eine unerwartete Krise. Sobald das Vertrauen in die Marktdynamik und die Fähigkeit der Kreditnehmer, ihre Schulden zurückzuzahlen, schwindet, steigen die Zinsen. Infolgedessen kommt es zu einer Kettenreaktion von Kreditausfällen, Verkäufen von Vermögenswerten, sinkenden Preisen und einem allgemeinen Abschwung der Wirtschaft.

Er kann auch durch das plötzliche Bewusstsein der Marktteilnehmer ausgelöst werden, dass sie in eine riskante Blase investiert haben. Infolge beginnen sie, ihre Positionen zu liquidieren, was zu einer Panik und weiteren Verkäufen führt. Dies kann in einem  sich selbst verstärkenden Abwärtstrend und letztlich in einer Krise resultieren.

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Der Minsky Moment zeigt also, dass eine lange Periode der Finanzstabilität nicht notwendigerweise eine gute Sache ist. Denn oft führt sie dazu, dass Investoren und Kreditnehmer zunehmend riskante Anlagen tätigen und das Finanzsystem anfälliger für Schocks wird. Um eine Krise zu vermeiden, ist es daher wichtig, dass Regulierungsbehörden und Investoren wachsam bleiben. Zudem sollten sie Maßnahmen ergreifen, um übermäßige Verschuldung und Spekulation zu verhindern.

Bekanntes Beispiel für einen Minsky Moment

Ein Beispiel für einen Minsky Moment war die US-Immobilienkrise und die darauf folgende globale Finanzkrise von 2008. In den Jahren vor der Krise hatten sich viele US-Hausbesitzer für risikoreiche Hypotheken qualifiziert. Zudem waren die Hauspreise stark gestiegen, was Investoren dazu veranlasste, in Immobilien zu investieren.

Dies führte zu einem sich selbst verstärkenden Zyklus, bei dem Hausbesitzer und Investoren immer mehr Kredite aufnahmen, um in Immobilien zu investieren, was die Preise weiter steigen ließ. Viele Banken und Investmentfonds beteiligten sich an diesem Prozess, indem sie komplizierte Finanzprodukte auflegten. Diese basierten auf den Hypotheken und wurden an Investoren weiterverkauft.

Doch als die Zinsen stiegen und die Hauspreise fielen, gerieten viele Hausbesitzer in Schwierigkeiten, ihre Kredite zurückzuzahlen, was zu einer Kettenreaktion von Kreditausfällen und Zwangsversteigerungen führte. Banken und Investmentfonds, die diese Kredite hielten, erlitten massive Verluste und gerieten in Schwierigkeiten. Dies resultierte letztendlich in einem Zusammenbruch des Finanzsystems, der die Weltwirtschaft in eine tiefe Rezession stürzte.

Die US-Immobilienkrise ist ein typisches Beispiel für einen Minsky Moment, da sie durch eine Kombination von Faktoren ausgelöst wurde, darunter eine lange Periode der Finanzstabilität, eine übermäßige Kreditvergabe, eine Zunahme riskanter Finanzprodukte und eine zu geringe Regulierung.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Minsky Moment ein wichtiger Begriff in der Finanzwelt ist, der auf die Unvermeidbarkeit von Finanzkrisen aufgrund der Instabilität des kapitalistischen Systems hinweist. Hyman Minsky betonte die Bedeutung von Schuldenakkumulation und spekulativem Verhalten in der Wirtschaft. Dabei argumentierte er, dass eine Phase der Finanzstabilität zu einem Anstieg der Risikobereitschaft führen kann, der schließlich in einem Zusammenbruch des Finanzsystems resultiert.

Der Minsky Moment hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach manifestiert, beispielsweise während der Dotcom-Blase in den 1990er Jahren und der globalen Finanzkrise von 2008. In beiden Fällen führte eine übermäßige Akkumulation von Schulden und riskanten Investitionen zu einem Zusammenbruch des Marktes.

Die Lehre aus dem Konzept des Minsky Moments ist, dass die Regulierung des Finanzsystems und die Vorsicht bei der Vergabe von Krediten von entscheidender Bedeutung sind, um die Auswirkungen von Finanzkrisen zu begrenzen. Ein besseres Verständnis von Minskys Theorie kann dazu beitragen, Finanzkrisen frühzeitig zu erkennen und mögliche Risiken im Vorfeld zu minimieren.

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