ezzy » Emerging Markets: Chancen für dein Depot?
Wenn du dich fragst, wo es in Zukunft an den Börsen besonders spannend werden könnte, kommst du an einem Begriff kaum vorbei: Emerging Markets. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Begriff? Warum sprechen viele Experten von „Schwellenmärkten“ als den Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft? Und wie kannst du als Privatanleger konkret davon profitieren?
Emerging Markets (dt. Schwellenmärkte) sind Volkswirtschaften, die sich zwischen einem Entwicklungsland und einem Industrieland bewegen. Sie zeichnen sich dabei durch hohe Wachstumsraten, eine wachsende Mittelschicht und zunehmende Integration in die Weltwirtschaft aus.
Zu den typischen Merkmalen zählen unter anderem eine zunehmende Industrialisierung, ein steigendes Pro-Kopf-Einkommen sowie eine verbesserte Infrastruktur. Gleichzeitig bringen Emerging Markets aber auch gewisse politische und wirtschaftliche Risiken mit sich, die Anleger kennen sollten.
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist darüber hinaus die Kapitalmarktentwicklung. Denn viele Schwellenländer verfügen inzwischen über funktionierende Börsen und ermöglichen einen einfachen Zugang für ausländische Investoren. Allerdings sind diese Märkte oft noch weniger reguliert und damit anfälliger für Kursschwankungen.
Wirtschaften werden häufig in drei Kategorien unterteilt:
Marktklasse | Beispiele | Merkmale |
Frontier Markets | Nigeria, Bangladesch | geringe Liquidität, frühe wirtschaftliche Entwicklung |
Emerging Markets | Brasilien, Indien, Südafrika | starkes Wachstum, wachsende Mittelschicht |
Developed Markets | Deutschland, USA, Japan | hohe Stabilität, etablierte Finanzmärkte |
Tab. 1) Unterschied: Frontier Markets, Emerging Markets & Developed Markets
Diese Einteilung wird z. B. vom Indexanbieter MSCI vorgenommen, der den bekannten MSCI Emerging Markets Index erstellt.
Der Übergang von einer Marktklasse in die nächste erfolgt dabei nicht automatisch. Er ist vielmehr an bestimmte Kriterien, wie z. B. BIP pro Kopf, Marktkapitalisierung und Offenheit der Finanzmärkte gekoppelt. Daher werden manche Länder jahrelang als Emerging Market eingestuft, obwohl sie in Teilbereichen bereits Merkmale entwickelter Märkte aufweisen.
Laut MSCI umfasst der MSCI Emerging Markets Index derzeit über 20 Länder – darunter z. B. China, Indien, Brasilien, Mexiko, Indonesien, Malaysia, Polen, Südafrika und die Türkei.
Im Folgenden haben wir dir die vollständige Liste der Länder, die derzeit (Stand: April 2025) im MSCI Emerging Markets Index enthalten sind, abgebildet.
Land | Region |
Brasilien | Lateinamerika |
Chile | Lateinamerika |
China | Asien |
Kolumbien | Lateinamerika |
Tschechien | Europa |
Ägypten | Nahost & Afrika |
Griechenland | Europa |
Ungarn | Europa |
Indien | Asien |
Indonesien | Asien |
Korea | Asien |
Kuwait | Nahost |
Malaysia | Asien |
Mexiko | Lateinamerika |
Peru | Lateinamerika |
Philippinen | Asien |
Polen | Europa |
Katar | Nahost |
Saudi-Arabien | Nahost |
Südafrika | Afrika |
Taiwan | Asien |
Thailand | Asien |
Türkei | Europa/Asien |
Vereinigte Arabische Emirate | Nahost |
Tab. 2) Länderliste des MSCI Emerging Markets Index
China hat dabei mit rund einem Drittel den größten Anteil im Index, gefolgt von Indien und Taiwan (siehe Abb. 1). Diese Gewichtung kann sich mit der Zeit jedoch verändern. Dabei kommt es in erster Linie darauf an, wie sich die einzelnen Länder wirtschaftlich entwickeln und ob sie in den Status eines „entwickelten Markts“ aufsteigen.
Neben den großen Playern gibt es auch noch kleinere Volkswirtschaften, die in den nächsten Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen könnten. Vietnam z. B. gilt derzeit als einer der aufstrebendsten Märkte in Südostasien. Denn das Land weist einen starken Exportwachstum auf und verfügt über eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung.
Emerging Markets bieten Anlegern vor allem eines: Wachstumspotenzial. Während Industrienationen häufig nur geringe Wachstumsraten aufweisen, liegt das BIP-Wachstum in vielen Schwellenländern deutlich höher. Laut Weltbank lag das durchschnittliche Wachstum von Emerging Markets in den letzten Jahren sogar bei 4–5%. Währenddessen kamen entwickelte Länder häufig „nur“ auf unter 2%.
Ein weiterer Vorteil: Durch Investitionen in Emerging Markets kann das Portfolio breiter diversifiziert werden. Das wiederum verringert langfristig das Risiko und eröffnet zusätzliche Renditechancen. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder stagnierender Märkte in Europa und den USA können Schwellenmärkte somit als Konjunkturmotor wirken.
Auch demografische Entwicklungen sprechen für Schwellenländer: Denn viele Emerging Markets verfügen über eine junge, konsumfreudige Bevölkerung mit wachsendem Wohlstand. Diese Nachfrage nach Konsumgütern, Dienstleistungen und Infrastruktur kann mittelfristig schließlich zu hohen Unternehmensgewinnen führen – ein attraktives Umfeld für Investoren.
Ein besonders beliebter Weg für Privatanleger, um in Schwellenmärkte zu investieren, sind sogenannte Emerging Markets ETFs. Diese börsengehandelten Indexfonds bilden Indizes, wie z. B. den MSCI Emerging Markets Index, ab. Dadurch bieten Zugang zu Hunderten von Unternehmen aus den jeweiligen Ländern.
Ein Beispiel dafür ist der Vanguard FTSE Emerging Markets UCITS ETF oder der iShares Core MSCI EM IMI UCITS ETF. Beide Produkte sind bei diversen Brokern handelbar und haben niedrige laufende Kosten. Eine Übersicht geeigneter Produkte findest du z. B. auf justETF.com.
Alternativ gibt es auch aktiv gemanagte Fonds, die gezielt auf einzelne Länder oder Sektoren setzen. Diese bringen zwar oft höhere Gebühren mit sich, können aber im Gegenzug flexibler auf Marktveränderungen reagieren. Auch eine Kombination aus passiven und aktiven Strategien kann für manche Anleger sinnvoll sein.
So vielversprechend die Chancen auch sind – Emerging Markets bringen ebenso Risiken mit sich. Dazu zählen z. B. politische Instabilität, schwache Institutionen, Korruption oder auch starke Abhängigkeit von Rohstoffpreisen.
Zudem sind die Währungen vieler Schwellenländer volatil. Wenn z. B. der brasilianische Real gegenüber dem Euro an Wert verliert, kann das die Rendite eines ETFs mit Brasilien-Anteil erheblich drücken. Das gilt selbst dann, wenn die Unternehmen vor Ort gut wirtschaften. Hinzu kommt, dass internationale Investoren in Krisenzeiten oft Kapital aus Schwellenländern abziehen. Das wiederum kann die Märkte zusätzlich unter Druck setzen. Ein langer Anlagehorizont ist also ratsam.
Nicht zu unterschätzen ist außerdem das sogenannte „Klumpenrisiko“ innerhalb der Indizes. Da China oft über 30% Anteil hat, ist der MSCI Emerging Markets z. B. stark vom dortigen Markt abhängig. Wer hier bewusst streuen möchte, sollte sich alternative Indizes wie den FTSE Emerging Markets oder gezielte Regionen-ETFs ansehen.
Aktuelle Trends deuten darauf hin, dass viele Schwellenländer weiterhin gestärkt aus der Coronakrise hervorgehen. Besonders Länder wie Indien und Indonesien profitieren dabei von einer jungen Bevölkerung und einem digitalen Wandel. Währenddessen fördern geopolitische Spannungen (z. B. zwischen China und dem Westen) neue Allianzen und Handelsbeziehungen. Laut einem Artikel auf finanzen.net sehen Analysten in Emerging Markets sogar einen möglichen Schutz vor Handelszöllen oder westlicher Politik. Auch der Trend zur Entdollarisierung und zum Aufbau unabhängiger Währungsräume könnte langfristig die Rolle dieser Märkte stärken.
Nicht zu vergessen ist zudem die Rolle von Technologie. Denn in vielen Schwellenländern entstehen Innovationen in Bereichen, wie z. B. Mobile Payment, E-Commerce oder erneuerbare Energien, die sogar westliche Märkte überholen könnten. Diese Dynamik macht Emerging Markets besonders für technologieaffine Anleger interessant.
Emerging Markets sind kein Selbstläufer – aber sie gehören auf jeden Fall zu den spannendsten Bausteinen für ein breit aufgestelltes Depot. Gerade wenn du langfristig denkst und nicht nur in die klassischen Märkte investieren willst, können ETFs auf Schwellenmärkte eine sinnvolle Ergänzung sein.
Natürlich solltest du dir über die Risiken im Klaren sein und nur mit einem passenden Anlagehorizont investieren. Doch wer sich gut informiert und breit gestreut investiert, hat die Chance, vom Wachstum dieser dynamischen Regionen zu profitieren. Und vielleicht ist ja genau jetzt der richtige Moment, sich die Frage zu stellen: Wie viel Emerging Markets stecken eigentlich schon in meinem Portfolio?
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