Der Optionsgrieche Vega

Inhaltsverzeichnis

Was beschreibt der Optionsgrieche Vega?

Genau wie die anderen Griechen Delta, Gamma und Theta beschreibt auch der Optionsgrieche Vega einen Einflussfaktor auf den Preis einer Option: den Faktor Volatilität (Merkhilfe: „V“ in Vega wie Volatilität).

Zur Erinnerung
Der Preis einer Option hängt unter anderem von der vom Markt erwarteten Schwankungsbreite ab. Man bezeichnet diese auch als Implizite Volatilität (IV). Mit dem Vega kann nun ermittelt werden, welche Auswirkungen eine Veränderung der Volatilität auf den Preis der Option hat.

Der Optionsgrieche Vega beschreibt also, wie stark sich der Optionspreis verändert, wenn sich die Implizite Volatilität des Basiswerts um einen Prozentpunkt ändert (auch hier gilt die Prämisse ceteris paribus, das heißt unter der Annahme, dass alle anderen Faktoren gleich bleiben).

Steigende vs. sinkende Implizite Volatilität und ihre Auswirkungen

Vereinfacht kann man festhalten, dass eine steigende Implizite Volatilität auch zu höheren Optionspreisen führt: Höhere Schwankungen erhöhen schlicht das Risiko der Optionsausübung. Das wiederum schlägt sich in einem höheren Optionspreis nieder. Oder anders ausgedrückt: Die Absicherung gegen fallende bzw. steigende Kurse wird für den Optionskäufer teurer – und für den Optionsverkäufer (Stillhalter) besser bezahlt. Umgekehrt führt eine sinkende implizite Volatilität zu tendenziell sinkenden Optionspreisen.

Für die Verkäuferseite einer Option, das heißt für Short Put– und Short Call-Positionen, ist eine sinkende Volatilität günstig. Denn bei sinkender Volatilität kann die initial verkaufte Optionsposition durch den sinkenden Optionspreis oft günstiger zurückgekauft werden. Für die Käuferseite wiederum, das heißt für Long Puts und Long Calls, ist hingegen eine steigende Volatilität günstig. Denn die dadurch tendenziell steigenden Optionspreise erhöhen den Wert der Long-Positionen.

Beispiel Pfizer Aktie inklusive Erklärung

+1 Prozentpunkt
Die Pfizer Aktie notiert aktuell bei $ 48,22. Wir betrachten eine Option mit einer Impliziten Volatilität von aktuell 50 %. Die Option kostet aktuell $ 1,20 und der Markt bewertet das Vega dieser Option mit 0,09. Steigt die IV nun um einen Prozentpunkt auf 51 %, (+1 Prozentpunkt), dann steigt auch der Optionspreis um $ 0,09 auf $ 1,29.
Erklärung

Für den Inhaber der Option (Long-Position) ist das positiv, denn für ihn steigt die Option im Wert. Besitzt er sie allerdings noch nicht, so muss er beim Kauf einen höheren Preis bezahlen. Für den Stillhalter (Short-Position) wiederum zeigt sich ein gegenteiliges Bild, denn seine Position verliert an Wert. Das heißt, er ist „short“ in der Option, daher wirkt sich ein Wertanstieg negativ für ihn aus. Hat er die Option noch nicht verkauft, wird er beim Verkauf einen höheren Preis erzielen.

-1 Prozentpunkt
Fällt die IV hingegen auf 49 % (-1 Prozentpunkt), dann sinkt der Optionspreis auf $ 1,11.
Erklärung

Für den Inhaber der Option ist das negativ, denn für ihn sinkt die Option im Wert. Besitzt er sie allerdings noch nicht, dann kann er sie für einen günstigeren Preis kaufen. Für den Stillhalter wiederum zeigt sich auch hier ein gegenteiliges Bild, denn seine Position gewinnt an Wert. Er ist „short“ in der Option,  daher wirkt sich ein Wertverfall positiv für ihn aus. Hat er die Option noch nicht verkauft, kann er beim Verkauf allerdings nur eine geringere Prämie einnehmen.

Der Optionsgrieche Vega und der Strike-Preis

Der Optionsgrieche Vega ist grundsätzlich um den Strike-Preis am größten. Hier ist der Optionspreis am sensitivsten, wenn sich die erwartete Volatilität ändert. Bei Optionen, die tiefer im Geld oder tiefer aus dem Geld notieren, nimmt der Einfluss der Volatilität und somit auch das Vega ab.

Einfluss der Restlaufzeit

Wie bei den anderen Griechen hat auch die Restlaufzeit einen Einfluss auf den Optionsgriechen Vega. Denn je kürzer die Restlaufzeit, desto geringer ist der Einfluss der Volatilität auf den Optionspreis. Bei der Herleitung hilft auch hier die Versicherungsanalogie: Möchte man ein Risiko versichern (das „Risiko“ wird hier durch die Implizite Volatilität repräsentiert), ist der Preis für die Versicherung (Optionspreis) bei einer längeren Laufzeit höher. Dies trifft umso mehr zu, je höher die erwartete Schwankung ist – und schlägt sich in einem hohen Vega nieder.

Beispiel Pfizer Aktie

Die folgenden drei Abbildungen zeigen je eine Put-Option auf Pfizer mit Strike-Preis $ 48. Durch den aktuellen Aktienkurs von $ 48,22 sind alle Optionen nah am Geld. Unterschiedlich sind allerdings die jeweiligen Restlaufzeiten von 5, 30 und 90 Tagen

Optionsgrieche Vega 1
Längste Restlaufzeit

Die Option mit der längsten Restlaufzeit (90 Tage; erste Abbildung) weist den flachsten Verlauf im Optionsgriechen Vega auf. Das Vega ist direkt um den Strike-Preis am größten. Dieser Effekt ist so auch bei allen anderen Laufzeiten zu beobachten: Die am längsten laufende Option hat das größte Vega. Hier hat eine Veränderung der Impliziten Volatilität während der Laufzeit somit den größten Effekt. Nimmt die Implizite Volatilität bei dieser Option um einen Prozentpunkt ab, so verliert die Option $ -0,09 an Wert.

Beispiel 2
Kurze Restlaufzeit

Bei der Option mit kurzer Restlaufzeit von nur 5 Tagen hat der Optionsgrieche Vega einen wesentlich geringeren Einfluss, der wiederum in der Region des Strike-Preises am größten ist.

Beispiel 3
Übersicht in der Optionskette

Die Optionskette bietet wie bei allen Griechen auch für den Optionsgriechen Vega eine angenehme Übersicht.

Beispiel PFE
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