ezzy » Technische Indikatoren – Teil 1: MACD
Technische Indikatoren bieten die Möglichkeit, das Kursverhalten zu analysieren und daraus objektive Trading-Entscheidungen abzuleiten. Im diesem Beitrag möchten wir dir aufzeigen, wie der MACD – ein Klassiker unter den Indikatoren – funktioniert und welche Vorteile er bietet. Legen wir los!
Bei der technischen Analyse geht es – vereinfacht ausgedrückt – um das Aufspüren von Kursbereichen, die für Handelsentscheidungen genutzt werden können. Dabei handelt es sich immer nur um Wahrscheinlichkeiten, nicht um hundertprozentige Aussagen. Und genau hier liegt die Krux der Sache: Egal, ob man als Trader Trendlinien oder gewisse Kursmuster einzeichnet – der subjektive Faktor spielt immer mit. Denn er sorgt dafür, dass die Ergebnisse nicht immer optimal ausfallen. Eine Alternative, die hier Abhilfe schaffen kann, ist eine mathematische Vorgehensweise bei der Bestimmung der Trendrichtung und der Trendstärke. Die ersten Indikatoren wurde bereits in den 1970er Jahren – damals noch von Hand – berechnet und entwickelt. Heutzutage sind Indikatoren aus dem Bereich der Handelssysteme nicht mehr wegzudenken.
Der Moving Average Convergence Divergence (MACD)-Indikator wurde von G. Appel bereits Ende der 1970er Jahre entwickelt und gehört zu den Trendfolgeindikatoren. Die Berechnung des MACD basiert auf verschiedenen gleitenden Durchschnitten und ist daher alles andere als kompliziert. Im ersten Schritt werden zwei unterschiedlich lange exponentielle gleitende Durchschnitte, sogenannte EMAs, berechnet. Dabei werden in der Standardeinstellung für den kurzen Durchschnitt 12 Perioden und für den langen 26 Perioden verwendet. Die Differenz beider Durchschnitte ergibt dann die MACD-Linie. Im zweiten Schritt wird die sogenannte Signallinie berechnet, die einen exponentiell gewichteten Durchschnitt der MACD-Linie darstellt.
Der MACD kann für verschiedene Analysezwecke verwendet werden. Als Trendfolgeindikator, der die Hoch- und Tiefpunkte des Basiswertes nachvollzieht, liefert er vielfältige Informationen hinsichtlich Trendrichtung, Trendstärke und Ausbildung möglicher Wendepunkte im Chart. Die Lage des Indikators zur Nulllinie zeigt dabei an, ob ein positiver oder negativer Trend vorliegt. Grundsätzlich ist ein Aufwärtstrend dann gegeben, wenn der MACD über der Nulllinie notiert. Währenddessen ist ein Abwärtstrend durch einen unter der Nulllinie verlaufenden MACD gekennzeichnet.
Konkrete Handelssignale liefert der Indikator, wenn es zu einem Schneiden beider Linien kommt:
Die Kreuzungssignale des MACD sind generell umso besser, je weiter sie von der Nulllinie entfernt sind. Der nachfolgende Chart in Abb. 1 zeigt die Nvidia-Aktie (Wochenchart) mit MACD-Kauf- und Verkaufssignalen in grün und rot.
Eine zusätzliche Information liefert die Entfernung des Indikators zur Nulllinie. Denn, je größer der Abstand ist, desto höher ist die Stärke des Trends einzustufen. Liegt also der MACD über der Nulllinie und steigt, zeigt dies ein steigendes Momentum im Aufwärtstrend. Ein fallender MACD über der Mittellinie dagegen zeigt eine nachlassende Intensität des Aufwärtstrends an.
Umgekehrt gilt natürlich: Ein fallender MACD unter der Mittellinie zeigt zunehmende Stärke im Abwärtstrend an. Währenddessen gibt ein steigender MACD unter der Mittellinie nachlassende Intensität des Abwärtstrends an. Eine wertvolle Ergänzung des MACD-Indikators ist die Darstellung des Histogramms, das den Abstand der MACD-Linie zur Signallinie grafisch in Form von senkrechten Balken darstellt. Dadurch werden bereits vor den eigentlichen Kreuzungssignalen Warnhinweise generiert.
Eine beliebte und interessante Einsatzmöglichkeit des MACD ist die sogenannte Divergenzanalyse. Aufgrund seiner Eigenschaft als Trendfolger vollzieht der MACD die Hoch- und Tiefpunkte des Basiswertes nach. Als „gesund“ ist die technische Lage einzustufen, wenn sich der betreffende Basiswert (z. B. eine Aktie oder ein Index) im Einklang mit dem MACD bewegt. Hin und wieder ergeben sich jedoch sogenannte Divergenzen zwischen dem MACD und dem Kursverlauf des Basiswertes. Divergenzen deuten auf Schwächen im vorhandenen Trend hin und signalisieren einen bevorstehenden Trendwechsel.
Als negative (bearishe) Divergenz wird eine Situation bezeichnet, wenn der Basiswert im Aufwärtstrend einen neuen Hochpunkt ausbildet, der Indikator jedoch unter seinem vorherigen Hochpunkt zurückbleibt. Eine positive (bullishe) Divergenz ist gegeben, wenn der Basiswert im Abwärtstrend einen neuen Tiefpunkt ausbildet, der unter dem vorherigen Tiefpunkt liegt. Anstatt diesen neuen Tiefpunkt nachzubilden, bleibt der MACD jedoch über seinem letzten Tiefpunkt. Abb. 2 zeigt, wie wertvoll die Divergenzanalyse bei der Erkennung von Wendepunkten sein kann.
Der MACD nimmt eine Sonderstellung unter den Indikatoren ein, weil er einerseits einem Oszillator ähnelt, der um die Mittellinie schwingt und oszillatortypische Handelssignale erzeugt. Andererseits ist er aufgrund der Verwendung der gleitenden Durchschnitte ein trendfolgender Indikator. Gerade diese Kombination macht ihn zu einem der beliebtesten Indikatoren in der technischen Analyse. Dennoch gilt: Den positiven Eigenschaften stehen auch Nachteile gegenüber. Der wesentliche Nachteil des Indikators kommt in trendlosen Phasen zum Vorschein. Denn hier liefert der MACD häufig Fehlsignale. Das heißt, er erweist sich in der Praxis als nicht profitabel. Das ist ein Grund dafür, auch einen Oszillator, wie z. B. den RSI, in den Werkzeugkasten einzupacken. Denn Oszillatoren werden anders berechnet und weisen keine Verzögerung auf wie gleitende Durchschnitte. Daher sind sie eine perfekte Ergänzung zu Trendfolgern wie dem MACD.
Auch wenn der MACD schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, für Trendfolgestrategien gehört der Indikator dennoch in den Werkzeugkasten eines jeden Traders. Das gilt unabhängig davon, ob kurz- oder langfristige Charts analysiert werden. Neben der reinen Crossover-Methode eignet sich vor allem die Divergenzanalyse für das Handeln an den Märkten. Wie bei allen Indikatoren gilt allerdings: Wunder kann auch dieses Instrument allein nicht vollbringen. Erst eine Kombination mit anderen Techniken und ein solides Risk- und Money-Management versprechen nachhaltigen Erfolg.
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