Vom Psychologen zum Vollzeit-Trader – Interview mit Bennett Heitjan

Was passiert, wenn ein analytischer Psychologe mit einem Faible für Statistik und Zahlen auf die Welt der Börse trifft? Im Interview mit Bennett erhalten wir tiefe Einblicke in den Alltag eines Vollzeit-Traders. Wir sprechen über psychologische Herausforderungen, Risikomanagement, Hedging und Strategien mit hoher Konvexität. Ein Gespräch, das nicht nur für Optionsinteressierte spannend ist – sondern für alle, die den Markt ernsthaft verstehen wollen. Wer Trader werden oder Trading lernen möchte, findet hier wertvolle Anregungen.

Vollzeit-Trader Bennett Heitjan im Interview

Inhaltsverzeichnis

Vom Psychologen zum Vollzeit-Trader: Bennett Heitjan stellt sich vor

David von ezzy: Bennett, stell dich doch mal kurz vor: Wer bist du, was machst du – und wie bist du an die Börse gekommen?

Bennett Heitjan: Sehr gerne! Ich bin Bennett Heitjan, 32 Jahre alt, und ich handle seit 2014 an der Börse. Angefangen habe ich ganz klassisch mit ETFs und Einzelaktien. Irgendwann kamen dann Optionen dazu – zuerst Puts, dann später auch komplexere Strategien und Long-Optionen. Schließlich bin ich auch in andere Assetklassen eingestiegen: Rohstoffe, Zinsmärkte, Währungen. Ich analysiere Märkte quantitativ, schreibe Skripte in Python und bin stark datengetrieben.

Mein Background ist die Psychologie. Aber das Studium war eher Statistik- und Mathematik-lastig – weniger Massenpsychologie, mehr wissenschaftliches Arbeiten. Das hilft enorm im Options- und Future-Handel. Ich bin komplett autodidaktisch in das Thema eingestiegen, da sich niemand aus meinem Umfeld mit Börse beschäftigt hat. Meine Motivation war: Ich will meine Altersvorsorge selbst in die Hand nehmen. Wer Trading lernen möchte, muss bereit sein, sich intensiv mit den Märkten auseinanderzusetzen – das war bei mir von Anfang an der Fall.

Stabilere Performance durch mehr Assetklassen

David von ezzy: Dein Ansatz ist ja deutlich breiter als bei vielen anderen. Du handelst nicht nur Aktien?

Bennett Heitjan: Genau! Ich habe schnell gemerkt, dass ich durch den Wechsel zwischen Assetklassen stabiler performe. Wenn der Aktienmarkt schwankt, gehe ich in Fixed Income, in Rohstoffe oder in Währungen. Ich bin sehr flexibel – das ist für mich einer der größten Vorteile als Privathändler. Ich möchte nicht von einer einzigen Marktphase abhängig sein, sondern Opportunitäten in allen Märkten nutzen können. Gerade für alle, die Trader werden wollen, ist das ein wichtiger Punkt: Es reicht nicht, nur einen Markt zu kennen – man sollte auch andere Instrumente verstehen.

David von ezzy: Klingt fast wie ein Hedgefonds-Ansatz ...

Bennett Heitjan: Ja, ich würde meinen Stil als global-makro mit Top-down-Analyse bezeichnen. Ich beobachte die großen Zusammenhänge und wechsle Strategien und Märkte je nach Opportunität. Ich lerne nicht eine Strategie auswendig und wende sie immer an – ich prüfe laufend, ob sie zur aktuellen Marktlage passt.

Psychologie und Trading lernen

Tagesablauf eines Vollzeit-Traders

David von ezzy: Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?

Bennett Heitjan: Ich stehe früh auf und arbeite mich durch eine große Tabelle mit Marktindikatoren. Zinsen, Futures, Volatilitäten, Zinserwartungen, Volumenentwicklung – alles ist drin. So bekomme ich ein objektives Bild und kann Emotionen ausblenden. Diese Routine ist wichtig, um systematisch an Entscheidungen heranzugehen. Wer Trading lernen möchte, sollte sich unbedingt eigene Strukturen und Abläufe schaffen.

Wenn der Markt ruhig ist, nutze ich die Zeit für Weiterbildung, Sport oder meine Akademie. Aber wenn’s kracht – wie neulich bei den Strafzoll-News – bin ich auch mal nachts wach. Da habe ich z. B. japanische Aktien gehandelt, weil die Futures stark gefallen sind. Ich beobachte dann die asiatischen Märkte, wenn ich erwarte, dass sich die Volatilität stark ausweitet. Schlaf ist dann zweitrangig – ich will vorbereitet sein und Chancen nutzen.

Trading lernen: Hedging ohne Risikoverständnis ist gefährlich!

David von ezzy: Du hast gesagt, viele machen Fehler beim Hedging. Was genau meinst du?

Bennett Heitjan: Viele lernen eine Strategie – z. B. einen Options-Spread oder ein sogenanntes Hedge-Konstrukt – und wenden das dann pauschal an, ohne sich zu fragen: Was genau will ich damit eigentlich absichern? Ich frage dann immer ganz konkret: „Was ist dein Risiko?“ Und meistens können die Leute das gar nicht sagen.

Beispiel zum Hedging
Bennett Heitjan: Viele Anleger haben ein Aktienportfolio, das stark auf Tech-Werte ausgerichtet ist, und hedgen dann mit einer allgemeinen Puts-Strategie auf den S&P 500. Das kann funktionieren – muss aber nicht, weil die Korrelation zwischen dem eigenen Portfolio und dem Hedge oft nicht gegeben ist. Noch schlimmer wird’s, wenn sie dann denken, sie seien gut abgesichert, aber es in Wirklichkeit gar nicht sind.

Was ich immer wieder sehe: Es wird sich zu sehr mit dem Aufbau der Hedge-Strategie beschäftigt – aber kaum mit dem eigenen Portfoliorisiko. Dabei müsste man genau das umgekehrt tun. Erst verstehen: Wo liegen meine Schwächen? Bin ich zu stark in einer Branche? Habe ich ein Delta– oder Gamma-Risiko? Dann kann ich mir gezielt eine Strategie überlegen, die genau das adressiert.

Und dann kommt noch hinzu: Viele dieser Strategien kosten Geld. Wenn sie nicht wirken, hast du nicht nur keine Absicherung, sondern auch noch Rendite verschenkt. Deshalb sage ich ganz klar: Wer Trading lernen möchte, muss erst das Risiko verstehen, dann den Hedge aufbauen – nicht umgekehrt!

die TWS als Hilfsmittel für Trader

Mit der TraderWorkStation zu mehr Risikoverständnis

David von ezzy: Welche Tools empfiehlst du zur Risikomessung?

Bennett Heitjan: In der TraderWorkStation (TWS) gibt’s den Portfolio Risk Navigator. Das ist ein mächtiges Tool, mit dem man einen Überblick über verschiedene Risikokennzahlen bekommt. Besonders wichtig finde ich den Value at Risk (VaR). Wenn da z. B. steht, dass dein VaR bei 20.000 liegt und dein gesamtes Portfolio ist €100.000 wert, dann bedeutet das: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 1% kannst du an einem einzigen Tag mehr als €20.000 verlieren. Das ist enorm! Viele Retailtrader haben da gar kein Gefühl dafür – und Hedgefonds bspw. haben hier oft ein Limit bei 10%.

Ein weiterer Punkt ist das kumulierte Theta. Wenn du da z. B. +500 stehen hast, bekommst du theoretisch jeden Tag $500 durch Zeitwertverfall. Klingt gut – aber du hast dann auch ein entsprechend hohes negatives Gamma. Das bedeutet: Du bist extrem empfindlich gegenüber schnellen Kursbewegungen. Wenn es dann plötzlich kracht – in beide Richtungen – geht das schnell ins Geld.

Was ich auch regelmäßig frage: Wie hoch ist dein Vega? Wie hoch dein Delta? Wie verteilt sich dein Risiko – bist du nach oben oder unten konvex? Die wenigsten können das beantworten. Dabei sind das essenzielle Parameter, wenn man ernsthaft mit Optionen handelt. Wer Trading lernen möchte, aber nur auf das Theta schaut und sich über tägliche Einnahmen freut, ohne die Gegenrisiken zu kennen, spielt mit dem Feuer. Risikomanagement beginnt beim Verständnis dieser Größen.

0DTE-Optionen können sinnvoll sein – wenn man weiß, was man tut!

David von ezzy: Wie siehst du den Trend zu 0DTE-Optionen?

Bennett Heitjan: Viele nutzen sie rein spekulativ, oft mit der Vorstellung, schnell Geld zu verdienen. Das ist gefährlich. 0DTE-Optionen sind extrem sensitiv gegenüber Marktbewegungen, da sie am selben Tag verfallen. Das Gamma ist hoch, die Zeit bis zum Verfall extrem kurz – Fehler verzeihen diese Produkte nicht.

Ich persönlich nutze sie gezielt bei sogenannten Eventrisiken – etwa wenn Arbeitsmarktdaten oder Zinsentscheidungen der Fed bevorstehen. Wenn der Markt kaum Volatilität einpreist, kann eine kurzfristige Option eine sehr gute Konvexität bieten. Das bedeutet: Bei einer großen Abweichung vom erwarteten Ergebnis können sich diese Positionen vervielfachen.

Beispiel zu 0DTE-Optionen
Bennett Heitjan: Bei einem US-Arbeitsmarktbericht war eine Put-Option mal um 2000% im Plus, weil der Markt das Risiko vollkommen unterschätzt hatte. Solche Gelegenheiten sind selten – aber sie existieren. Wichtig ist: Man braucht Erfahrung, einen klaren Plan und muss vorher das mögliche Verlustrisiko kalkulieren. Für Einsteiger ist das nichts.

Die wichtigste Grundlage, um Trader zu werden? Emotionale Stabilität!

David von ezzy: Was würdest du Anfängern aus psychologischer Sicht empfehlen?

Bennett Heitjan: Du kannst keine guten Entscheidungen treffen, wenn du emotional nicht stabil bist! Du musst dein Leben im Griff haben. Das klingt vielleicht banal, aber es ist die absolute Grundlage – vor allem, wenn du im Markt regelmäßig Entscheidungen treffen musst. Wer gestresst ist, wer Druck spürt oder andere Baustellen im Leben hat, wird diese emotionale Unruhe mit in den Handel nehmen – und das führt über kurz oder lang zu Verlusten.

Sport hilft, Routinen helfen, weniger Stress hilft. Du brauchst einen klaren Kopf, musst gelassen und fokussiert agieren können. Und: Nicht versuchen, schnell reich zu werden! Diese Gier – dieses „ich muss jetzt unbedingt diesen Trade machen“ – führt fast immer zu impulsivem Verhalten. Das ist genau das Gegenteil von dem, was du brauchst, wenn du Trader werden bzw. Trading lernen möchtest.

Viele verlieren in der Hitze des Gefechts die Kontrolle, treffen Entscheidungen aus Angst oder Gier, oder versuchen, Verluste sofort wieder reinzuholen. Das funktioniert nicht dauerhaft. Emotionale Ausgeglichenheit kommt nicht aus dem Markt – sie kommt aus deinem Alltag. Du brauchst Stabilität im Leben, um Stabilität im Depot zu haben. Und Geduld. Chancen kommen nicht jeden Tag. Wer immer auf den nächsten großen Move lauert, verpasst oft das Wesentliche.

emotionale Stabilität, um Trader zu werden

Covered-Call-ETFs klingen gut, sind es aber nicht

David von ezzy: Was hältst du von diesen Options-ETFs, die eine monatliche Ausschüttung versprechen?

Bennett Heitjan: Ich halte sie für sehr problematisch. Die Produkte verkaufen regelmäßig Call-Optionen auf ihre Bestände – oft z. B. auf den S&P 500. Dadurch generieren sie monatlich Optionsprämien, die dann als Ausschüttung deklariert werden. Klingt auf den ersten Blick attraktiv, denn wer bekommt nicht gerne 0,5% bis 1% pro Monat? Das Problem: Man verkauft damit gleichzeitig seine komplette Upside!

Die Strategie limitiert sämtliche Kursgewinne oberhalb des Strike-Preises – man bekommt nur noch die Prämie, nicht aber die Kursentwicklung. Gleichzeitig bleibt man aber im Verlustfall voll investiert. Das bedeutet, wenn der Markt um 20% fällt, fällt der ETF ebenfalls – trotz der Prämien! In starken Aufwärtsphasen verpasst man dagegen große Teile der Rallye.

Trugschluss bei Covered-Call-ETFs
Bennett Heitjan: Viele denken: "Ich bekomme 9% Dividendenrendite." Aber diese hohe Ausschüttung kommt oft gar nicht durch Optionsprämien zustande, sondern durch Teilverkäufe im Portfolio, weil die Calls die Gewinne begrenzen. Das führt zu häufigen Umschichtungen – und das kann steuerlich schnell unattraktiv werden!

Es gibt zudem viele Missverständnisse über die Historie solcher Produkte. Viele beziehen sich auf den BuyWrite Index (BXM), der historisch gut performt haben soll. Was oft übersehen wird: Das lag vor allem daran, dass in der Anfangszeit (um 2007) die Volatilitätsprämien noch hoch waren. Heute sind sie das nicht mehr – weil der Markt diese Strategien längst eingepreist hat.

David von ezzy: Also eher nichts für Privatanleger?

Bennett Heitjan: Aus meiner Sicht: Nein! Wer langfristig in den Aktienmarkt investiert, will von der natürlichen Kurssteigerung profitieren. Covered-Call-ETFs geben diesen Vorteil auf und bieten dafür zu wenig Kompensation. Für viele Anleger ist das Risiko-Rendite-Verhältnis schlechter als bei einem normalen ETF-Sparplan. Und das müsste eigentlich jeder wissen, bevor er dort investiert.

Fazit: Erfolg im Trading basiert nicht auf Glück

Bennett gibt in diesem Interview einen unverblümten Einblick in die Welt des professionellen Tradings – und zeigt, wie viel Disziplin, Struktur und psychologische Reife notwendig sind, um langfristig erfolgreich zu sein. Wer sich fragt, wie man Trading lernen bzw. als Trader bestehen kann, findet hier wertvolle Impulse: von der Bedeutung klarer Morgenroutinen über echtes Risikomanagement bis hin zur kritischen Auseinandersetzung mit populären Produkten wie Covered-Call-ETFs.

Besonders deutlich wird: Erfolg im Trading basiert nicht auf Glück oder schnellen Gewinnen – sondern auf Methodik, Ausdauer und der Fähigkeit, sich selbst und den Markt wirklich zu verstehen. Und genau deshalb lohnt es sich, von Profis wie Bennett zu lernen.

Wir bedanken uns herzlich bei Bennett für dieses interessante Interview und die spannenden Einblicke in seinen Weg vom Psychologen zum Vollzeit-Trader. Wir hoffen, dass unsere Leser genauso viel von diesen Gesprächen profitieren wie wir und freuen uns auf weitere inspirierende Begegnungen mit Experten aus verschiedenen Bereichen.

Hinweis: Das Interview wurde von unserem YouTube-Kanal für die Website in gekürzter Form aufbereitet.

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