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Erfolgreich mit Optionshandel und Momentumaktien – Interview mit Urban Jäkle
In unserem heutigen Interview heißt es: ‚Herzlich willkommen Urban Jäkle!‘ Wir sprechen mit ihm über seine Erfahrungen im Optionshandel und wie er seine Strategie über die Jahre entwickelt und verfeinert hat. Urban gibt spannende Einblicke in seine Herangehensweise an den Markt und erklärt, warum er sich für die Stillhalter-Strategie entschieden hat. Außerdem teilt er wertvolle Tipps für Einsteiger und Fortgeschrittene. Zudem diskutieren wir, welche Branchen besonders spannend sind, welche Rolle Rohstoffe wie Gold und Uran spielen und ob Bitcoin langfristig Gold als Wertaufbewahrungsmittel ablösen könnte. Viel Spaß beim Lesen dieses informativen Gesprächs!

Inhaltsverzeichnis
Einführung: auf dem Weg zur Stillhalter-Strategie
David von ezzy: Herzlich willkommen Urban Jäkle! Ich bin vor vielen Jahren auf dich gestoßen – unter anderem durch dein Buch "Trading Systems". Ich bin ja ein echter Börsenbuch-Junky und wir werden heute darüber sprechen. Wir klären aber auch, wie du deine Strategie über die Jahre angepasst hast, was dich antreibt und wofür du steht. Urban, stell dich unseren Lesern doch vor! Wo kommst du her und was machst du genau? Ich glaube, du bist ja gar nicht klassisch aus dem Finanzbereich, oder?
Urban Jäkle: Stimmt, David! Erstmal vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich, hier zu sein. Zu mir: Ich habe Physik studiert und mein Diplom an der Universität Konstanz gemacht. Ich war immer eher konservativ, was Geldanlagen angeht, und habe mich erst so richtig mit Aktien beschäftigt, als ich 1995 berufstätig wurde. Meine Karriere begann im technischen Bereich, insbesondere in der Nanotechnologie. Die Börse war damals eher ein Hobby, das mit der Zeit jedoch zu einer Leidenschaft wurde.
Von Anfang an hat mich die Frage fasziniert: Warum entwickeln sich Aktien so unterschiedlich? Ich wollte verstehen, warum manche Aktien steigen und andere fallen. Daraus resultierte mein Interesse an systematischen Strategien und später auch an Optionen und Futures.
Zunächst habe ich mich mit Daytrading und algorithmischen Handelsstrategien beschäftigt, habe viel programmiert und mit Intraday-Handelsstrategien experimentiert. Später entwickelte ich langsamere Strategien mit ETFs und Aktien und landete schließlich bei Optionen, wo ich heute hauptsächlich im Bereich der Stillhalter-Strategie aktiv bin. Die Strategie hat sich also über viele Jahre hinweg organisch entwickelt, wobei ich kontinuierlich nach Wegen gesucht habe, meine Ansätze zu optimieren.
Warum Optionen handeln? Welchen Mehrwert bieten Optionen und insbesondere die Stillhalter-Strategie?
David von ezzy: Urban, eine Frage, die ich noch nie gestellt habe: Falls jetzt jemand zuschaut und sagt, „Optionen? Habe ich schon mal gehört, aber Stillhalter-Strategie? Was ist das?“ – wie würdest du einem Zwölfjährigen den Optionshandel erklären?
Urban Jäkle: Gute Frage! Also, zuerst muss der Zwölfjährige verstehen, was eine Aktie ist. Ganz simpel: Wenn ich eine Aktie kaufe, verdiene ich Geld, wenn sie steigt, und verliere Geld, wenn sie fällt. Bei einer Option ist das etwas anders. Wenn ich z. B. eine Call-Option kaufe, kann ich überproportional von einem Kursanstieg profitieren, habe aber ein begrenztes Verlustrisiko.
Jetzt kommt der Punkt: Die meisten Optionen verfallen wertlos oder verlieren an Wert – das bedeutet, dass es statistisch besser ist, nicht die Lose zu kaufen, sondern derjenige zu sein, der sie verkauft. Bei der Stillhalter-Strategie agiere ich wie eine Versicherung: Ich verkaufe Optionen und kassiere die Prämie. Das kann sehr profitabel sein, erfordert aber auch ein solides Risikomanagement. Tatsächlich machen das große Akteure wie Warren Buffett oder institutionelle Investoren schon seit Jahrzehnten.
David von ezzy: Viele unserer Leser fragen sich sicherlich: Warum sollte ich überhaupt mit Optionen handeln? Aktien scheinen doch schon eine solide Wahl zu sein.
Urban Jäkle: Ja, das ist eine berechtigte Frage! Optionen bieten eine zusätzliche Möglichkeit, regelmäßig Einkommen zu generieren, selbst wenn sich die Aktienmärkte seitwärts bewegen. Besonders durch den Zeitwertverfall kann man mit der Stillhalter-Strategie kontinuierliche Einnahmen erzielen. Zudem bieten Optionen eine gewisse Flexibilität: Man kann Positionen so aufbauen, dass sie sowohl in steigenden als auch in fallenden Märkten profitabel sein können.
Ein weiterer großer Vorteil ist, dass Optionen auch zur Absicherung genutzt werden können. Beispielsweise kann man durch den Kauf von Put-Optionen das eigene Portfolio gegen größere Kursverluste schützen. Oder man kombiniert Aktien mit dem Verkauf von Calls und Puts, um zusätzliche Einnahmen zu generieren, ohne das Risiko zu stark zu erhöhen. Zudem sind Optionen und Aktien oft sehr unkorreliert. Viele institutionelle Investoren setzen daher gezielt auf solche Strategien, weil sie langfristig stabilere Renditen ermöglichen als reines Buy-and-Hold.
Urban Jäkle: Absolut! Ein Buch, das mir sehr geholfen hat, ist „Erfolgreich Optionen handeln“ von Julia Spina. Es geht tief auf die Mechanismen von Optionen ein und erklärt viele Fallstricke. Auch das Buch von Andreas Clenow „Stocks on the Move“ ist großartig, um eine regelbasierte Handelsstrategie für Aktien zu entwickeln.

Schwierigkeiten beim Einstieg in den Optionshandel und Optionsstrategien
David von ezzy: Was denkst du, womit haben die meisten Menschen Schwierigkeiten, wenn es um den Einstieg in den Optionshandel geht?
Urban Jäkle: Ich denke, das Schwierige ist für viele Menschen zunächst einmal, den Überblick zu behalten. Man könnte ja grundsätzlich mit einem Markt anfangen und schauen: Wie sind meine Erträge? Das kann man dann auch mit Aktien machen und immer rotieren. Das ist grundsätzlich relativ übersichtlich. Aber wenn wir zu Optionen kommen, dann ist der Überblick definitiv das Schwierige: Du hast pro Aktie mehrere 1000 Optionen, je nach Laufzeit, Strike-Preis etc. Da kommen dann Fragen auf, wie z. B.: Welches Delta nehme ich? Welche Laufzeit? Welchen Strike-Preis? Welche Aktie wähle ich überhaupt aus? Das schreckt, denke ich, die meisten Menschen erst einmal ab.
David von ezzy: Was würdest du sagen, wie lange dauert es für jemanden, der schon aus dem Aktienbereich kommt, sich in das Optionsthema ausreichend einzuarbeiten?
Urban Jäkle: Also in meinem Kurs startet man zunächst im Paper-Modus. Da kann man erst einmal gut üben. Denn ich glaube, man lernt am besten, wenn man etwas direkt in der Praxis macht. In ein paar Wochen kann man dann schnell lernen, wie man die einzelnen Orders macht und ins Tun kommt.
Aber ich glaube auch, bis man das Ganze wirklich erfolgreich macht, dauert es schon meistens so drei bis sechs Monate. Vielen Anfängern steht auch die emotionale Komponente im Weg. Das heißt, sie kommen mit den kleineren Verlusten nicht gut zurecht. Aber das ist auch ein wichtiger Punkt: das Vertrauen in die eigene Strategie zu haben.
David von ezzy: Welche Strategien setzt du persönlich im Optionshandel hauptsächlich ein?
Urban Jäkle: Ich setze auf zwei bewährte Stillhalter-Strategien: Short Puts und Covered Calls. Beim Short Put verkaufe ich Verkaufsoptionen auf Aktien, die ich ohnehin kaufen würde, um Prämien zu kassieren. Ich wähle dabei vor allem Aktien mit hoher Liquidität und stabiler Kursentwicklung, um unerwartete Preissprünge zu vermeiden. Besonders wichtig ist mir auch, dass keine Quartalszahlen oder andere marktbewegende Ereignisse in der Laufzeit der Option liegen.
Beim Covered Call verkaufe ich Kaufoptionen auf Aktien, die ich bereits besitze. Diese Strategie ist ideal, um zusätzliche Einnahmen zu generieren, wenn ich ohnehin langfristig investiert bleiben möchte. Ich wähle hier meist Basispreise, die leicht über dem aktuellen Kurs liegen, um eine Balance zwischen Prämieneinnahmen und möglicher Kurssteigerung zu finden.
Eine weitere Überlegung bei beiden Strategien ist die Implizite Volatilität (IV): Ich verkaufe bevorzugt Optionen, wenn die IV über dem Durchschnitt der letzten Monate liegt, weil ich dann höhere Prämien kassieren kann. Außerdem achte ich darauf, dass die nächsten 40 Tage keine Quartalszahlen anstehen, weil dann kann alles mögliche passieren. In Bezug auf Laufzeiten wähle ich eher so 50 bis 70 Tage Restlaufzeit.
Urban's Optionsstrategien im Überblick
- Short Puts: Verkaufsoptionen auf Aktien, die er ohnehin kaufen würde, um Prämien zu kassieren
- Covered Calls: Kaufoptionen auf Aktien im Besitz, um zusätzliche Einnahmen zu generieren
- Volatilität: Optionen mit einer Impliziten Volatilität über dem Durchschnitt der letzten Monate für höhere Prämien
- Keine Quartalszahlen für die nächsten 40 Tage
- Laufzeiten von 50 bis 70 Tagen
Feierabenddepot – regelbasiertes Investieren mit Momentum
David von ezzy: Du hast nicht nur Erfahrung mit Stillhalter-Strategien im Optionshandel, sondern beschäftigst dich ja auch intensiv mit Aktien. Dein Feierabenddepot ist ein regelbasiertes System, das Momentumaktien identifiziert. Kannst du erklären, was genau dahintersteckt?
Urban Jäkle: Genau! Die Idee entstand aus meiner eigenen Suche nach einer systematischen Anlagestrategie. Früher habe ich mich oft gefragt: „Welche Aktie soll ich kaufen?“ – aber das war zu subjektiv. Das Feierabenddepot nutzt deshalb ein großes Universum aus ca. 1500 Aktien, hauptsächlich aus dem S&P 500, NASDAQ 100 und Russell 1000. Diese werden anhand verschiedener Faktoren gefiltert, um die aktuell stärksten Trends zu finden.
- Momentum – Welche Aktien haben in den letzten Monaten die beste Performance gezeigt?
- Saisonalität – Gibt es Muster, die in bestimmten Monaten immer wieder auftreten?
- Sentiment-Analyse – Wie ist die Marktbewertung anhand des Put-Call-Ratios?
Täglich werden Aktien nach diesen Kriterien sortiert und nur die besten kommen ins Portfolio. Das Besondere: Es gibt klare Regeln für den Ein- und Ausstieg, sodass Emotionen keine Rolle spielen.
David von ezzy: Das klingt nach einem klar strukturierten Ansatz. Wie oft müssen Investoren tätig werden?
Urban Jäkle: Die meisten Trades sind monatlich oder quartalsweise. Das Hauptziel ist es, in starke Trends zu investieren und Verluste frühzeitig zu begrenzen. Ich sende den Abonnenten des Feierabenddepots täglich eine E-Mail mit möglichen Änderungen: Welche Aktien bleiben, welche kommen neu dazu, welche fallen raus. Die Umsetzung dauert dann nur wenige Minuten.
David von ezzy: Spannend! Wer kann mitmachen?
Urban Jäkle: Jeder, der regelbasiert investieren möchte, ohne sich täglich mit Nachrichten oder Unternehmensanalysen zu beschäftigen. Die Strategie eignet sich besonders für Anleger, die langfristig im Markt bleiben und von starken Aktien profitieren wollen – aber ohne ständig Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen.

Branchenrotation & Rohstoffinvestments
David von ezzy: Siehst du aktuell eine Rotation in bestimmte Branchen?
Urban Jäkle: Ja, absolut! Während Tech-Werte in den letzten Jahren dominiert haben, sehe ich momentan verstärkt Bewegung in Industriewerten und Rohstoffaktien. Das liegt unter anderem an den geopolitischen Entwicklungen und den steigenden Zinsen. Wir haben zudem eine Situation, in der sich die Geldpolitik verändert: Zinserhöhungen beeinflussen stark, welche Branchen profitieren. Banken und Versicherungen z. B. haben zuletzt von den steigenden Zinsen profitiert, während zinssensitive Wachstumswerte wie Tech-Aktien eher unter Druck geraten sind.
Besonders spannend finde ich die Entwicklungen im Rohstoffsektor. Hier sehen wir eine langfristige Angebotsknappheit bei bestimmten Metallen und Energieträgern. Gerade Uran erlebt aktuell eine starke Nachfrage aufgrund der Renaissance der Kernenergie in vielen Ländern. Auch Ölaktien könnten weiterhin profitieren, da geopolitische Unsicherheiten das Angebot beeinflussen. Es ist also definitiv eine interessante Phase, um sich mit Branchenrotation und zyklischen Investments auseinanderzusetzen.
David von ezzy: Auf deinem YouTube-Kanal beschäftigst du dich ja auch viel mit Rohstoffen. Warum?
Urban Jäkle: Rohstoffe wie Öl, Gold oder Uran sind stark mit makroökonomischen Entwicklungen verknüpft. Steigende Inflation oder geopolitische Krisen können große Auswirkungen haben. Wer den Zusammenhang zwischen Geldpolitik und Rohstoffpreisen versteht, kann davon profitieren.
Ein Beispiel ist Öl: Wenn politische Spannungen zunehmen oder Fördermengen durch Produktionskürzungen verknappt werden, steigen die Preise meist schnell an. Das wiederum kann zu erhöhter Inflation führen, weil Energiepreise viele andere Sektoren beeinflussen. Gold hingegen wird oft als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten gesehen. Wenn Zentralbanken massiv Geld drucken oder das Vertrauen in Währungen sinkt, steigt oft der Goldpreis.
Uran ist besonders spannend, weil die Nachfrage nach Kernenergie steigt, während die Fördermengen begrenzt sind. Viele Länder investieren verstärkt in Atomkraft, um ihre Energieversorgung zu sichern und klimafreundlicher zu gestalten. Das könnte dazu führen, dass Uranpreise langfristig weiter steigen.
Zum Abschluss: Gold oder Bitcoin?
David von ezzy: Zum Abschluss eine brisante Frage: Was wird bis zum Ende des Jahrzehnts besser performen – Gold oder Bitcoin?
Urban Jäkle: Spannende Frage! Ich denke, beides hat seine Berechtigung. Gold ist über Jahrhunderte hinweg ein sicherer Hafen, während Bitcoin eine digitale Alternative mit enormem Wachstumspotenzial ist. Langfristig könnte Bitcoin stärker steigen, aber Gold bietet historisch gesehen mehr Stabilität.
Bitcoin folgt einem bestimmten Angebotsmodell, insbesondere durch das sogenannte Stock-to-Flow-Modell. Laut diesem Modell könnte der Bitcoin-Preis in den kommenden Jahren auf sechsstellige Beträge steigen. Allerdings gibt es Unsicherheiten, z. B. durch regulatorische Eingriffe oder Marktzyklen. Gold hingegen hat bewiesen, dass es sich in wirtschaftlichen Krisenzeiten bewährt. Während Bitcoin noch eine relativ junge Anlageklasse ist, bleibt Gold ein bewährtes Wertaufbewahrungsmittel. Dazu kommt, dass Regierungen in der Vergangenheit bereits Goldreserven genutzt haben, um Währungen zu stabilisieren. Sollte es in Zukunft zu stärkeren wirtschaftlichen Unsicherheiten kommen, könnte Gold erneut eine Schlüsselrolle spielen.
Letztendlich hängt es davon ab, welche Strategie man verfolgt: Wer hohe Volatilität aushalten kann und an das langfristige Wachstum von Kryptowährungen glaubt, könnte mit Bitcoin eine höhere Rendite erzielen. Wer jedoch Stabilität und Sicherheit sucht, fährt mit Gold möglicherweise besser.
Wir bedanken uns herzlich bei Urban für dieses interessante Interview und die Einblicke in seine Stillhalter-Strategie. Wir hoffen, dass unsere Leser genauso viel von diesen Gesprächen profitieren wie wir und freuen uns auf weitere inspirierende Begegnungen mit Experten aus verschiedenen Bereichen.
Hinweis: Das Interview wurde von unserem YouTube-Kanal für die Website in gekürzter Form aufbereitet.
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Tina
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