ezzy » Geld anlegen » Handelskonflikte und ihre Folgen für den Aktienmarkt
Es ist Mai 2025 – und die globalen Handelsbeziehungen stehen erneut unter Spannung. US-Präsident Donald Trump, seit Anfang des Jahres zurück im Amt, droht erneut mit Zöllen auf europäische Waren, insbesondere aus Deutschland und Frankreich. Im Fokus: Autos, Stahl und strategische Schlüsselindustrien. Auch gegenüber China wurde eine neue Zollrunde angekündigt – diesmal mit erweiterten Maßnahmen gegen den Tech-Sektor. Die Börsen reagieren nervös: Der DAX gerät nach Trump-Kommentaren zu deutschen Autoexporten unter Druck, asiatische Märkte verlieren deutlich. Für Privatanleger stellt sich die Frage: Was bedeuten diese neuen Handelskonflikte für meine Geldanlage – und wie kann ich mein Depot darauf vorbereiten?
Ein Zoll ist eine staatlich erhobene Abgabe auf importierte Waren. Er wird entweder pauschal pro Stück oder prozentual auf den Warenwert erhoben. Zölle erhöhen künstlich den Preis importierter Produkte – mit dem Ziel, die heimische Wirtschaft zu schützen oder Handelsungleichgewichte auszugleichen.
Zölle sind ein zentrales Instrument der Handelspolitik – werden aber auch immer wieder zu geopolitischen Druckmitteln umfunktioniert. Insbesondere in Wahljahren oder in Phasen wachsender Arbeitslosigkeit setzen Regierungen Zölle ein, um im Inland wirtschaftspolitische Stärke zu demonstrieren – selbst auf Kosten des globalen Handels.
Mit dem politischen Comeback von Donald Trump Anfang 2025 ist auch der wirtschaftspolitische Kurswechsel der USA spürbar. Kaum im Amt, hat der Präsident seine altbekannte Agenda des „America First“ neu aufgelegt – diesmal mit noch klarerer Rhetorik und ersten konkreten Maßnahmen.
Anfang April kündigte das Weiße Haus an, neue Strafzölle von bis zu 25% auf europäische Auto- und Stahlimporte prüfen zu lassen – offiziell mit Verweis auf die „Gefährdung nationaler Sicherheitsinteressen“ und das „massive Handelsdefizit mit der EU“. Betroffen wären dabei vor allem:
Aber auch der Luftfahrtsektor steht im Fokus – insbesondere Airbus als europäisches Gegengewicht zu Boeing.
Die EU reagierte allerdings prompt mit einer klaren Warnung: Sollte die US-Regierung die angekündigten Zölle umsetzen, seien Vergeltungsmaßnahmen auf US-Agrarprodukte und Digitalunternehmen (wie Apple, Meta, Amazon) nicht ausgeschlossen. Die EU Kommission betonte, man wolle eine Eskalation vermeiden – bereite sich aber „auf alle Szenarien vor“ (Quelle: Politico EU, 04/2025).
Neben der EU steht auch China erneut im Visier der US-Handelspolitik. Im Mai 2025 kündigte die Regierung unter Präsident Trump zusätzliche Zölle auf Halbleiter, Batterien und Solartechnik aus China an. Ziel der Maßnahme sei laut Washington, dem „unfairen Wettbewerb durch staatlich subventionierte Industrien“ entgegenzuwirken. Trump sprach dabei von Subventionen und staatlich gestützten Wettbewerbsverzerrungen, die nicht länger hingenommen würden – insbesondere im Bereich grüner Technologien und Hochleistungs-Chips, die als strategisch relevant gelten.
China wiederum hat prompt reagiert: Neben der Ankündigung, die neuen US-Zölle vor der Welthandelsorganisation (WTO) anzufechten, bereitet Peking auch Vergeltungsmaßnahmen vor – unter anderem in Form gezielter Importzölle auf US-Produkte wie Sojabohnen, Flugzeuge und Softwarelösungen. Die Spannungen erinnern stark an die Eskalationsspirale während des ersten Amtszeit Trumps.
Die Auswirkungen auf die Börsen ließen nicht lange auf sich warten: Der DAX büßte innerhalb weniger Tage über 3% ein, insbesondere Aktien aus der Auto-, Chemie- und Maschinenbaubranche gerieten dabei stark unter Druck. Die Kursverluste betrafen vor allem exportstarke Unternehmen mit starker USA-Abhängigkeit. Auch an den US-Märkten zeigte sich eine deutlich erhöhte Nervosität. Der Dow Jones reagierte volatil – insbesondere Konzerne wie Apple, Caterpillar und Boeing, die sowohl in China als auch in Europa stark vertreten sind, verzeichneten spürbare Abschläge.
Gleichzeitig gab der Euro gegenüber dem US-Dollar leicht nach – was auf kurze Sicht sogar positiv für europäische Exporteure wirken könnte, da ihre Produkte international preislich wettbewerbsfähiger werden. Dennoch überwiegt an den Märkten derzeit das Gefühl wirtschaftlicher Unsicherheit. Anleger richten ihren Blick daher verstärkt auf politische Signale aus Washington, Brüssel und Peking. Denn von deren Verlauf wird abhängen, ob sich die Situation schnell entschärft oder in eine neue Phase globaler Handelsspannungen übergeht.
Handelskonflikte sind für die Börse meist ein Unsicherheitsfaktor – und Unsicherheit ist bekanntlich Gift für Aktienkurse. Wenn neue Zölle angekündigt oder umgesetzt werden, belastet das zunächst die Gewinnerwartungen exportorientierter Unternehmen. Höhere Kosten, gestörte Lieferketten und Absatzprobleme in wichtigen Absatzmärkten führen schließlich dazu, dass Investoren vorsichtiger agieren. Unternehmen passen ihre Prognosen dementsprechend an – oft mit direkten Folgen für ihre Bewertung an der Börse.
Besonders sensibel reagieren zyklische Branchen auf derartige Entwicklungen. Dazu zählen unter anderem die Automobilindustrie, der Maschinenbau sowie große Teile der Chemie- und Luftfahrtindustrie. Denn diese Sektoren sind stark international verflochten. Zölle auf Halbfertigprodukte oder Endprodukte treffen sie somit doppelt: auf der Kosten- wie auf der Absatzseite. Aber auch Technologieunternehmen geraten zunehmend ins Kreuzfeuer, insbesondere dann, wenn sie stark vom internationalen Datenaustausch, von globalen Lieferketten oder von asiatischen Absatzmärkten abhängig sind.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Die Börse preist politische Risiken schnell ein – aber sie kann sich ebenso schnell wieder erholen, wenn eine Einigung oder Entspannung absehbar wird. Ein prominentes Beispiel dafür ist der Handelsstreit zwischen den USA und China in den Jahren 2018 bis 2020. Damals führten gegenseitige Strafzölle zu einer Phase erhöhter Volatilität. Letztlich aber erholten sich viele Indizes rasch, sobald diplomatische Signale der Entspannung gesendet wurden. Für Anleger ist es deshalb entscheidend, zwischen kurzfristiger Volatilität und langfristigen fundamentalen Veränderungen zu unterscheiden.
Für Privatanleger bringen Handelskonflikte auf den ersten Blick vor allem Unsicherheit. Doch wer genauer hinsieht, erkennt auch strategische Chancen. Denn Zölle und politische Spannungen führen oft zu kurzfristigen Marktreaktionen, die nicht immer im Verhältnis zur tatsächlichen Bedrohung stehen. Für langfristig orientierte Anleger können sich daraus günstige Einstiegsgelegenheiten ergeben – vor allem in Sektoren oder Einzeltiteln, die überproportional abgestraft wurden, obwohl ihre fundamentale Lage stabil bleibt.
Allerdings ist auch Vorsicht geboten: Gerade breit gestreute ETFs mit hohem Exportanteil oder Schwerpunkt auf zyklischen Branchen, wie z. B. der Automobil- oder Maschinenbaubranche, können unter länger anhaltenden Handelskonflikten leiden. In solchen Phasen lohnt sich daher ein kritischer Blick auf die Regionen- und Sektorengewichtung im Portfolio. Denn wer stark in Industrie- oder Schwellenländer investiert ist, sollte die geopolitische Entwicklung aktiv beobachten und bei Bedarf umschichten – z. B. in defensivere Sektoren wie Gesundheit, Versorger oder Technologieunternehmen mit starker Inlandsnachfrage.
Auch psychologisch wirken Handelskonflikte: Sie sorgen für Volatilität, schüren Ängste vor einem Konjunktureinbruch und führen zu Überreaktionen. Wer sich davon allerdings nicht leiten lässt, sondern rational handelt, kann sich gezielt Vorteile verschaffen. Entscheidend ist dabei, politische Risiken richtig einzuordnen und zwischen kurzfristigem Lärm und langfristigen Trends zu unterscheiden.
Für Optionshändler eröffnen Handelskonflikte oft besonders interessante Chancen. Der Grund dafür: Steigende Unsicherheit führt fast immer zu erhöhter Volatilität – und genau das ist der Treibstoff für viele Optionsstrategien. Wenn Märkte nervös reagieren und die Implizite Volatilität anzieht, steigen die Optionsprämien – was insbesondere Stillhaltern (z. B. bei Covered Calls oder Short Puts) entgegenkommt.
In besonders turbulenten Marktphasen lassen sich zudem gezielt Strategien einsetzen, die auf Kursausschläge setzen oder sich gegen starke Bewegungen absichern. Beispiele dafür sind:
Gerade bei geopolitischen Spannungen kommt es häufig zu kurzfristigen Übertreibungen, die sich für konträr denkende Strategien ausnutzen lassen. Wichtig dabei: das Risikomanagement. Handelskonflikte bergen das Potenzial für plötzliche Richtungswechsel. Deshalb sollten Positionen aktiv überwacht und mit definierten Verlustgrenzen abgesichert werden.
Wer noch nicht aktiv mit Optionen handelt, aber durch die aktuellen Marktbewegungen neugierig wird, findet im Optionshandel eine spannende Möglichkeit, um gezielt auf Marktmeinungen zu setzen oder sein bestehendes Depot abzusichern. Plattformen und Tools, wie z. B. unser ezzy Screener können dir dabei helfen, geeignete Basiswerte, Volatilitätschancen und passende Strategien zu identifizieren – individuell auf die jeweilige Marktlage abgestimmt.
Handelskonflikte wie aktuell zwischen den USA, der EU und China sind mehr als nur Schlagzeilen. Denn sie haben konkrete Auswirkungen auf Unternehmen, Märkte und Portfolios. Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus bringt eine neue Runde protektionistischer Politik mit sich, deren Effekte bereits spürbar sind. Für Anleger bedeutet das: erhöhte Unsicherheit, aber auch neue Chancen. Wer bereit ist, hinter die Schlagzeilen zu blicken, erkennt Muster: Zyklische Branchen leiden oft überproportional, während defensive Sektoren und gezielte Einzelstrategien eher profitieren. Wichtig ist, das eigene Portfolio regelmäßig zu überprüfen und ggf. anzupassen – nicht aus Panik, sondern auf Basis klarer Überlegungen.
Gerade der Optionshandel bietet in volatilen Zeiten zusätzliche Flexibilität. Ob zur Absicherung oder zur Generierung von Prämieneinnahmen – strategisch eingesetzte Optionen können dir dabei helfen, Marktrisiken besser zu steuern. Denn die Märkte werden auch diese Phase überstehen – und wer klug agiert, kann gestärkt daraus hervorgehen.
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