ezzy » Optionshandel » Optionsverkauf – Optionen schreiben
Der Optionsverkauf gilt als ein besonderer Sweet Spot des Optionshandels:
Bei einer Option handelt es sich um ein Termingeschäft, also eine Vereinbarung zum Kauf oder Verkauf eines Basiswertes (z. B. einer Aktie), das zu einem bestimmten Preis und bis zu einem bestimmten Termin in der Zukunft stattfinden soll.
Im Optionshandel gibt es immer zwei Vertragsparteien – den Käufer und den Verkäufer –, die durch den Optionskontrakt in einer sehr simplen und direkten vertraglichen Beziehung zueinander stehen.
Der Käufer einer Option wird auch als Inhaber bezeichnet. Da er im Besitz der Option ist, wird seine Ausrichtung technisch als long bezeichnet.
Der Verkäufer einer Option wird hingegen auch Stillhalter genannt, wobei man den Optionsverkauf oft Schreiben nennt. Der Verkäufer ist nach dem Optionsverkauf technisch short, das heißt, er hält damit einen negativen Bestand (z. B. -1 Stück) der Option in seinem Konto. Das klingt zunächst kompliziert, bedeutet aber in erster Linie nur, dass er vom Wertverfall der Option profitiert – quasi „spiegelbildlich“ zu einem positiven Bestand.
Im Moment des Optionsverkaufs entsteht sofort ein positiver Cashflow für den Stillhalter. Denn er bekommt den Marktpreis der verkauften Option (Optionsprämie) direkt gutgeschrieben. Im Gegenzug muss der Stillhalter seiner Verpflichtung aus der Option nachkommen – sollte die Option durch den Inhaber ausgeübt werden.
Eine Put-Option (Verkaufsoption) wird beispielsweise dann ausgeübt, wenn der Basiswert zum Verfallstermin unterhalb des Strike-Preises notiert. In diesem Falle muss der Stillhalter Aktien zum Strike-Preis kaufen, darf seine Optionsprämie aber behalten.
Der Optionsverkauf kann dabei als systematische, eigene Strategie verfolgt werden – Motivation und Zielsetzung sind vielfältig:
Dieser Artikel fokussiert auf das Verkaufen einer einzelnen Option. Im Zentrum stehen daher die vereinnahmte Optionsprämie sowie der mögliche Verlauf des Optionsgeschäfts bis zum Verfallstermin.
Die Optionsprämie wird beim Optionsverkauf sofort eingenommen, darf unabhängig vom weiteren Verlauf des Optionsgeschäfts behalten werden und entspricht dem Verkaufspreis der Option. Dadurch ist das Verkaufen von Optionen ein wesentlicher Bestandteil der Einkommensstrategien im Optionshandel.
Die nachfolgende Tabelle stellt die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Optionsprämie dar:
Hoch | Niedrig | |
Erwartete (implizite) Volatilität | Höhere Prämie | Niedrigere Prämie |
Restlaufzeit | Höhere Prämie (wächst aber nicht linear mit Laufzeit) | Niedrigere Prämie |
Abstand zum | Niedrigere Prämie | Höhere Prämie |
Da Optionen zeitlich begrenzte Termingeschäfte sind, müssen wir uns ebenso anschauen, was während der Laufzeit passieren kann.
Das Ziel des Optionsverkäufers ist ein Wertverfall der Option während der Laufzeit. Da wir die Option verkauft haben (Bestand = -1), steigt unser Gewinn, wenn der Optionswert fällt. Wenn die Option zum Laufzeitende vollständig wertlos ist, dann ist unser Gewinn maximal.
Genau hier liegen zwei wesentliche systematische Vorteile für den Verkäufer:
Wenn wir eine Option (mit beispielsweise 30 bis 45 Tagen Restlaufzeit; Strike unter aktuellem Kurs des Basiswertes) verkaufen, besteht diese ausschließlich aus Zeitwert. Der Zeitwert drückt die verbleibende Unsicherheit aus, ob die Option zum Laufzeitende ausgeübt wird oder nicht. Da der Ausgang des Geschäfts mit dem Verstreichen der Laufzeit immer klarer wird, entweicht nach und nach auch der Zeitwert vollständig aus der Option. Da wir die Option short verkauft haben, profitieren wir als Stillhalter sicher vom Zeitwertverfall – ein systematischer Vorteil, den sich nur Optionsverkäufer zu Nutze machen können.
Ob eine Option zum Laufzeitende wertlos verfällt oder nicht, hängt davon ab, ob der Basiswert über oder unter dem Strike-Preis notiert. Ein Put verfällt dann wertlos, wenn der Basiswert zum Verfallszeitpunkt über dem Strike-Preis schließt. Da der Basiswert zum Verkaufszeitpunkt des Puts in aller Regel über dem Strike steht, ergibt sich auch hier ein statistischer Vorteil für den Optionsverkäufer. Seine Strategie geht in drei von vier Fällen auf:
Die genannten Vorteile arbeiten übrigens entsprechend gegen den Käufer von Optionen. Somit ist der Optionsverkauf systematisch privilegiert bzw. wesentlich „fehlertoleranter“ . Denn man muss nicht (wie auf der Käuferseite) exakt richtig in seinen Annahmen liegen und hat gewisse Sicherheitspuffer, wenn man falsch liegt.
Sobald der Käufer hingegen seinen Long Put bzw. Long Call gekauft hat, beginnt der Zeitwert gegen ihn zu arbeiten. Damit der Käufer bis spätestens zum Verfallstermin seiner Long Option im Gewinn steht, muss er zwingend direktional richtig gelegen haben, und zwar erheblich. Im Fall eines Long Puts muss der Basiswert so stark gefallen sein, dass er den Strike-Preis unterschritten hat, und zwar so sehr, dass die initialen Kaufkosten wettgemacht wurden. Im Unterschied zum Stillhalter (Verkäufer) ist wesentlich stärker festgelegt, wie sich der Basiswert im vorgegebenen Zeitfenster (Optionslaufzeit) entwickeln muss.
Die Motivation der Käuferseite liegt bei Optionen daher entweder im Bereich der Spekulation oder der Absicherung des Depots gegen fallende Märkte.
Bevor man eine Option verkaufen kann, muss man den passenden Basiswert auswählen. Dies kann beispielsweise eine Aktie oder ein ETF sein. Die Auswahl des richtigen Basiswertes ist für den gesamten Trade von wesentlicher Bedeutung, da dieser langfristig zum Investorenprofil des Anlegers passen muss. Im Fall einer Put-Option muss der Verkäufer stets damit rechnen, zum Laufzeitende ausgeübt zu werden, also den Basiswert tatsächlich kaufen zu müssen (in der Regel 100 Stück). Daher sollte hier von Anfang an auf eine sehr hohe Qualität geachtet werden. Ebenso kann der Stillhalter – je nach Risikoneigung – einen eher volatilen oder weniger volatilen Basiswert wählen.
In unserem Beispiel soll eine Option auf Comcast (Ticker CMCSA) verkauft werden. Der 52-(week)-IV-Rank liegt mit 31 im Mittelfeld (siehe Abbildung). Ein höherer IV-Rank würde eine höhere erwartete Volatilität bedeuten. Dies würde sich wiederum in einer höheren Optionsprämie niederschlagen, da die Ausübungswahrscheinlichkeit der Option entsprechend höher wäre.
Sobald der Basiswert feststeht, muss die passende Option gewählt werden. Für jeden Basiswert werden in der Praxis Optionen mit verschiedenen Verfallsdaten und Strike-Preisen zum Handel angeboten. Diese sind standardisiert vorgegeben und können bequem aus einer großen Tabelle, der sogenannten Optionskette, zum Kauf oder Verkauf ausgewählt werden.
Die nachfolgende Abbildung zeigt die verfügbaren Strike-Preise anhand der Optionskette der Comcast-Aktie (aktueller Kurs: 34,44 $). Jede Zeile in der linken Tabellenhälfte steht dabei für eine konkrete Call-Option. Jede Zeile in der rechten Tabellenhälfte steht hingegen für eine konkrete Put-Option (z. B. der markierte CMCSA Jan20’23 34 Put). Alle Optionen in diesem Reiter beziehen sich auf das gleiche Verfallsdatum (20. Januar 2023).
Die Optionskette bietet zudem einen direkten Überblick über die aktuellen Marktpreise aller dargestellten Optionen. Es ist leicht abzulesen, wie der Markt alle verfügbaren Einflussgrößen auf den Preis einer Option effizient und transparent einpreist. So bringt der gewählte 34er Put mit 111 $ eine höhere Prämie ein als ein 32er Put (47 $), dessen Ausübungswahrscheinlichkeit (ablesbar am Delta) erheblich geringer ist.
Nun gilt es, die Order für den Optionsverkauf zu platzieren. Wie bei einer Aktie erfolgt der Handel an einer regulierten (Termin-)Börse. Die Preise bilden sich dabei durch Angebot und Nachfrage. In der Ordermaske kann ein Limit definiert werden – hier eignet sich beispielsweise die „Mitte“ zwischen Geld- und Briefkurs.
Die folgende Abbildung zeigt die ausgefüllte Ordermaske für einen CMCSA Jan20’23 34.0 Put. Die Handelsplatzdaten zeigen eine Kursspanne zwischen -1,11 $ und -1,14 $. Das bedeutet, dass sich beim Verkauf aktuell eine Optionsprämie von 111 $ und 114 $ erzielen lässt, da die Kontraktgröße bei Optionen üblicherweise Faktor 100 beträgt.
In der Maske werden zudem folgende drei Kenngrößen dargestellt:
Die nachfolgende Grafik stellt den möglichen Gewinn bzw. Verlust dieses konkreten Short Put in einem sogenannten Auszahlungsdiagramm (pay off diagram) dar. Die darunter aufgeführte Tabelle zeigt den zahlenmäßigen Gewinn bzw. Verlust in Abhängigkeit von der Entwicklung des Basiswertes (z. B. -20 % Kursverlust bis +20 % Kursgewinn).
Abgeschlossener Optionsverkauf
Nachdem die Put-Option verkauft wurde, steht sie in der Kontoübersicht. Zudem wird der vereinnahmte Verkaufspreis (Optionsprämie) sofort auf dem Cashkonto gutgeschrieben.
Die nachfolgende Abbildung zeigt beispielhaft einen Short Put im Optionskonto:
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Der Optionen-Handel birgt ein erhebliches Verlustpotenzial. Das Abwicklungsdatum kann bei Optionen-Transaktionen aufgrund von Unterschieden zwischen Zeitzonen und unterschiedlichen Feiertagen variieren. Wenn Sie über verschiedene Optionen-Märkte hinweg handeln, kann es daher vorkommen, dass Sie sich Kapital leihen müssen, um Optionen-Transaktionen abzuwickeln.
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