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Der Optionsgrieche Theta Θ beschreibt die Preisveränderung einer Option, wenn ein weiterer Tag der Optionslaufzeit verstreicht (Merkhilfe: „T“ in Theta wie Time). Auch hier gilt: ceteris paribus, das heißt unter der Annahme, dass alle anderen Faktoren gleich bleiben)
Stellt man sich eine Option wie eine Versicherung vor, ist das ganz einfach nachvollziehbar: Mit der Zeit wird immer offensichtlicher, ob das versicherte Ereignis eintreten wird oder nicht. Im Optionshandel ist dies die Ausübung der Option. Diese hängt davon ab, ob die Option am Verfallstag im Geld notiert oder nicht. Je mehr Optionslaufzeit also noch verbleibt, desto ungewisser ist, ob eine Optionsausübung wahrscheinlich erfolgt oder nicht. Diese Ungewissheit führt folglich zu höheren Optionspreisen, nämlich durch einen höheren Zeitwert.
Der Optionsgrieche Theta beschreibt nun den Zeitwertverfall einer Option bzw. die Abnahmegeschwindigkeit des zeitlichen Risikos, das noch im Optionskontrakt steckt. Der Zeitwertverfall verläuft dabei nicht linear. Er beschleunigt sich vielmehr gegen Ende der Optionslaufzeit deutlich. Insbesondere in den letzten 30 bis 45 Tagen verfällt der Zeitwert deutlich schneller. Theta macht ebendiesen Effekt in Zahlen messbar. Da der Zeitwertverfall nicht umkehrbar ist bzw. die Optionslaufzeit unaufhaltsam verstreicht, ist das Theta zudem stets negativ.
Die folgenden drei Abbildungen zeigen je eine Put-Option auf Pfizer mit einem Strike-Preis von $ 48. Durch den aktuellen Aktienkurs von $ 48,22 sind alle Optionen nah am Geld. Unterschiedlich sind hingegen die Restlaufzeiten von 5, 30 und 90 Tagen.
Die Option mit der längsten Restlaufzeit (90 Tage; erste Abbildung) weist den flachsten Verlauf im Theta auf. Der Optionsgrieche Theta ist direkt um den Strike-Preis am größten. Dieser Effekt ist so auch bei allen Laufzeiten zu beobachten. Das Theta beträgt bei der langlaufenden Option allerdings selbst am Strike nur -0,01. Verstreicht nun ein weiterer Tag, würde die Option nur $ 0,01 an Zeitwert verlieren (unter der Prämisse, dass alle anderen Einflussfaktoren gleich bleiben).
Mit abnehmender Restlaufzeit formt sich die Kurve des Optionsgriechen Theta immer steiler um den Strike herum. Der Zeitwertverfall beschleunigt sich um den Strike herum somit am stärksten, und zwar insbesondere in den letzten 30 bis 45 Tagen. Wie im Beispiel (letzte Abbildung) zu sehen ist, verliert die schließlich nur noch sehr kurz laufende Option täglich $ -0,04 an Wert.
An diesem Beispiel lässt sich ein „Sweet Spot“ für Stillhalter und Trader der Wheel-Strategie ablesen. In dieser Strategie geht es darum, durch den kontinuierlichen Verkauf von Put- und Call-Optionen stetig Einnahmen in Form von Optionsprämien zu kassieren. Der Optionshändler tritt hier primär als Verkäufer von Optionen auf.
Der entscheidende Vorteil: Dem Verkäufer spielt der Zeitwertverfall in die Karten. Denn als Verkäufer ist er „short“ in der Position, das heißt, er hält Short Puts oder Short Calls. Er profitiert also davon, dass der Optionspreis über die Laufzeit sinkt bzw. zum Laufzeitende auf 0 gefallen ist. Da der Zeitwert einen großen Einfluss auf den Gesamtwert der Option hat und ceteris paribus recht planbar entweicht, kann dies sogar als systematischer Vorteil bezeichnet werden.
Über die Kurve des Optionsgriechen Theta lässt sich leicht ablesen, wann und wo der Verkauf einer Option für den Stillhalter häufig am sinnvollsten ist: im Bereich der letzten 30 bis 45 Tage. Denn ab dann beschleunigt sich der Zeitwertverfall wesentlich. Dies gilt auch für den Bereich des Strike-Preises, denn hier ist der Zeitwertverfall am absolut größten.
Was für den einen ein Vorteil ist, ist für den anderen ein Nachteil. So verhält es sich auch mit dem Zeitwertverfall. Während der Stillhalter davon systematisch profitieren kann, arbeitet der Zeitwertverfall gegen die Käuferseite. Denn der Käufer (dieser hält Long Puts oder Long Calls) setzt im Unterschied zum Stillhalter nicht auf sinkende, sondern auf zunehmende Optionspreise. Da der Zeitwertverfall den Optionswert recht planbar „erodiert“, ist der Optionskäufer umso mehr auf Wertsteigerungen durch den inneren Wert angewiesen. Aus einer Perspektive des Zeitwertverfalls ist das Eis für den Optionskäufer entsprechend dünner.
Die Optionskette (Option Chain) bietet auch im Fall des Optionsgriechen Theta einen guten Überblick. Ein Händler der Wheel-Strategie könnte die Optionskette bspw. bei 30 bis 45 Tagen Restlaufzeit einstellen und dort nach Optionen mit einem attraktiven Theta (Zeitwertverfall) und relativ hohen Optionsprämien suchen.
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